Györ/Ingolstadt (DK) Abseits von Schlagzeilen um die Dieselaffäre und die Inhaftierung ihres beurlaubten Vorstandschefs Rupert Stadler hatte die Audi AG gestern ordentlich Grund zum Feiern: Der ungarische Standort Györ des Autoherstellers ist seit seiner Gründung vor 25 Jahren permanent auf Wachstumskurs, inzwischen "das größte Motorenwerk der Welt" und "eine Erfolgsgeschichte", wie es aus dem Unternehmen heißt.
"Audi Hungaria ist eine wesentliche Säule unseres Konzerns und zugleich größter Investor und Arbeitgeber in der ungarischen Automobilindustrie", sagte Audi-Interims-Chef Bram Schot beim Jubiläumsfestakt. Unser Leitmotiv ist Elektrifizierung: Wir werden bis 2025 in jeder Audi-Modellreihe eine elektrifizierte Variante für unsere Kunden anbieten. Auch Audi Hungaria fertigt künftig Autos mit elektrischem Antrieb."
Der Betrieb in Györ war 1993 gegründet worden, nachdem es in den Jahren zuvor ein langes Tauziehen um den Standort gegeben hatte - ursprünglich war Ingolstadt als potenzieller Kandidat für das neue Motorenwerk im Gespräch gewesen. Am Ende machte Ungarn das Rennen, wo anfangs der Bau von Vierzylinder-Fünfventilmotoren im Vordergrund stand. In den Folgejahren erweiterte das Unternehmen sein Leistungsspektrum kontinuierlich: Zur Motoren- kam ab 1998 die Automobilproduktion in Györ dazu. Den Anfang machte das Audi TT Coupé. Heute produziert die ungarische Audi-Tochter auf einer Fläche von mehr als fünf Millionen Quadratmetern bis zu 9000 Motoren und 700 Autos pro Tag. Zudem betreibt sie nach eigenen Angaben einen der größten Werkzeugbaue in Mitteleuropa. In der Technischen Entwicklung arbeiten rund 400 Experten an Entwicklungsprojekten.
Inzwischen setzt das Unternehmen auf Elektrifizierung und Digitalisierung: Im Juli startete die Elektromotorenproduktion in Györ. Damit baut Audi Hungaria sein Angebot aus, zu den Verbrennungsaggregaten und den CNG-Motoren kommen E-Maschinen. Gleichzeitig wird Audi Hungaria im Jubiläumsjahr zum Leitwerk für Elektroantriebe im Audi-Konzern.
Erst vor wenigen Wochen war bei Audi Hungaria die Serienproduktion des ersten in Györ gefertigten SUV angelaufen - die neue Generation des Audi Q3 ist das fünfte Modell am Standort Nächstes Jahr folgt ein weiteres SUV-Modell. Seit 1993 hat Audi Hungaria mehr als 34 Millionen Motoren und rund 1,21 Millionen Autos gebaut. 12900 Mitarbeiter gibt es in Györ, über Dienstleister und Lieferanten sichert Audi Hungaria Arbeit für mehr als 30000 Menschen in Ungarn. Damit ist das Unternehmen landesweit größter Arbeitgeber in der Branche. Seit 1993 hat es mehr als 8,9 Milliarden Euro am Standort investiert.
Horst Richter
