Havanna
Deutschland will Geschäfte in Kuba ankurbeln

11.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:16 Uhr
Gunther Neubert in dem Büro in Havanna. −Foto: Büro zur Förderung von Handel und Investitionen in Kuba/dpa

Die sozialistische Karibikinsel öffnet sich zögerlich für Firmen aus dem Ausland. Wer einen langen Atem hat, kann dort durchaus gute Geschäfte machen. Bürokratie, verzögerte Zahlungen und strenge Restriktionen verlangen Investoren aber so einiges ab.

Erneuerbare Energien, Tourismus, Landwirtschaft: Trotz der schwierigen finanziellen Lage und der restriktiven Wirtschaftspolitik können deutsche Unternehmen nach Einschätzung der Auslandshandelskammer (AHK) in Kuba gute Geschäfte machen.

„Es gibt viele Chancen im Bereich von Sonnenenergie, Windkraft und Biomasse sowie bei der Verbesserung der Energieeffizienz“, sagte der Leiter des kürzlich eröffneten deutschen Büros zur Förderung von Handel und Investitionen in Kuba, Gunther Neubert, der Deutschen Presse-Agentur.

Derzeit werden nur vier Prozent der Energie in Kuba aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Bis 2030 sollen es 24 Prozent werden. „Wir sind überzeugt, dass wir mit deutscher Technik dabei helfen können, dieses Ziel zu erreichen“, sagte Neubert.

Auch in der Landwirtschaft sieht der Wirtschaftsdelegierte Chancen für deutsche Firmen. Derzeit importiert Kuba zwischen 70 und 80 Prozent seiner Lebensmittel. „Der kubanische Agrarsektor braucht eine komplette Erneuerung“, sagte Neubert. „Mit einer modernen Kühlkette, Verpackungsverfahren und einem guten Logistikwesen könnte Kuba neben Tabak und Rum beispielsweise auch Mangos und Avocados exportieren.“

Ein Hindernis für Investitionen auf der sozialistischen Karibikinsel sieht Neubert vor allem in der fehlenden Liquidität in Kuba. Rechnungen werden häufig erst nach sechs bis zwölf Monaten beglichen. Selbst Verträge mit einem Zahlungsziel von bis zu zwei Jahren sind in Kuba nicht unüblich. „Das bringt vor allem kleine und mittlere Unternehmen in Schwierigkeiten“, sagte Neubert.

Derzeit exportiert Deutschland pro Jahr Waren im Wert von 250 Millionen Euro nach Kuba, darunter Maschinen, Ersatzteile und Rohstoffe für den Pharmasektor. Aus Kuba bezieht Deutschland Lieferungen im Wert von 70 Millionen Euro, vor allem Tabak und Rum. Rund 60 deutsche Unternehmen unterhalten regelmäßige Handelsbeziehungen mit Kuba.

Schnelle Geschäfte sind laut Neubert in Kuba nicht zu machen. „Unternehmen, die langfristig denken, haben deutlich mehr Erfolg“, sagt er. „Firmen, die nicht nur eine Maschine verkaufen wollen, sondern auch Wartung anbieten, können hier triumphieren.“

Kuba hat seine Wirtschaft in den vergangenen Jahren zögerlich geöffnet. Offiziellen Berechnungen zufolge braucht das Land jährlich rund 2,5 Milliarden Dollar (2,2 Mrd Euro) an ausländischen Direktinvestitionen, um seine Wachstumsziele zu verwirklichen. In den vergangenen Jahren konnte diese Investitionssumme nie erreicht werden.

Zwar dürfen ausländische Unternehmen nun in vielen Bereichen in Kuba investieren, allerdings unterliegen sie noch immer vielen Einschränkungen. So können ausländische Firmen ihr Personal nicht selbst auswählen, sondern sind auf staatliche Vermittlungsstellen angewiesen.

dpa