Auftragsbücher sind voll

Deutsche Möbelbranche bislang "mit einem blauen Auge" durch Pandemie gekommen

22.01.2021 | Stand 30.01.2021, 3:33 Uhr
Von zu Hause aus arbeiten: Viele Beschäftigte haben sich in den vergangenen Monaten einen Platz fürs Homeoffice gesucht - dieser Trend dürfte sich noch verstärken. −Foto: Rauch, VDM

Ingolstadt - Wochenlang geschlossene Geschäfte und Ausstellungsräume auf der einen Seite, die wachsende Bedeutung der eigenen vier Wände während der Corona-Pandemie auf der anderen Seite: Die deutsche Möbelbranche hat ein bewegtes Jahr hinter sich.

"Aber wir sind bislang mit einem blauen Auge durch die Covid-19-Pandemie gekommen", sagte Christian Haeser, Geschäftsführer des Handelsverbandes Möbel und Küchen (BVDM), am Mittwoch bei einer Online-Pressekonferenz. Der Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandel konnte seine Umsätze 2020 trotz des Lockdowns wohl um rund ein Prozent auf etwa 34,5 Milliarden Euro steigern.

Da Urlaubsreisen meist ausgefallen sind, haben die Verbraucher das dafür eingeplante Geld oft in die eigene Wohnung investiert. Auch die zeitlich begrenzte Senkung der Mehrwertsteuer habe sich positiv bemerkbar gemacht - davon haben sowohl der Handel, als auch die Möbelindustrie profitiert, hieß es. Ein Trend, den Andreas Schmidpeter bestätigen kann. "Das vergangene Geschäftsjahr ist nach einer Unsicherheitsphase von März bis Mai, in der man nicht wusste, wie es weiter geht, für uns sehr gut verlaufen", sagt der Geschäftsführer des Badmöbel-Produzenten Heibad aus Heideck (Landkreis Roth). "Insgesamt hatten wir ein Umsatzplus von circa 20 Prozent. Wir denken, dass ein Teil daher rührt, dass die Leute nicht verreisen konnten und das Geld stattdessen in eine Renovierung gesteckt haben, was uns zu Gute gekommen ist", sagt Schmidpeter. Zudem sei schon seit einigen Jahren ein Trend hin zu höherwertigen Produkten zu beobachten.

Die Bereitschaft, mehr Geld für hochwertige Möbel auszugeben, hat auch Thomas Resch, IT- und Marketingleiter von Kempfle Küchen in Rohrenfels (Landkreis Pfaffenhofen) beobachtet. "Wir stellen schon seit ein paar Jahren fest, dass immer mehr Kunden bereit sind, mehr Geld in ihre neue Küche zu investieren - vor allem auch für hochwertige Elektrogeräte oder Arbeitsplatten aus Stein oder Keramik. " Auch der Küchenhersteller ist mit dem vergangenen Jahr zufrieden: "Unser Geschäftsjahr 2020 war gut. Ob das aber wegen oder trotz der Corona-Pandemie war, können wir nicht beurteilen", so Resch weiter.

Zu den größten Gewinnern gehörte indes der Online-Möbelhandel, auf den nach Schätzungen des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM) inzwischen 18 Prozent der Branchenumsätze entfallen. Doch im Gegensatz zum Möbelhandel musste die deutsche Möbelindustrie den Hochrechnungen zufolge 2020 ein Umsatzminus von rund 4 Prozent hinnehmen. Dafür startet sie dank eines Auftragsbooms im November und Dezember mit gut gefüllten Auftragsbüchern ins neue Jahr, berichtete der VDM. So seien 2020 die Auftragseingänge in der Wohnmöbelindustrie um 14,1 Prozent, in der Küchenmöbelindustrie um 11,8 Prozent und in der Polstermöbelindustrie um 5,5 Prozent gestiegen, sagte VDM-Geschäftsführer Jan Kurth. Der hohe Auftragsbestand helfe der Branche auch im aktuellen Lockdown.

Zugleich machte sich Kurth für eine Öffnungsperspektive stark: "In Deutschland finden täglich rund 20000 Wohnungsumzüge statt, die oftmals direkt notwendige Ergänzungen der Einrichtung nach sich ziehen. Was mache ich in der neuen Wohnung beispielsweise ohne Küche, wenn auch die Gastronomie geschlossen hat? " Ein ein konkreter Ausblick auf die Geschäftsentwicklung der Branche aber fällt schwer. "Vieles wird vom Zeitpunkt der Wiederöffnung des Möbelhandels abhängen. "

DK