Ingolstadt
Audi will Plastikabfall ausbremsen

24.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:46 Uhr

Ingolstadt (DK) Kampf gegen Mikroplastik: Wie wird in Ingolstadt mit dem Thema umgegangen?

Audi beschäftigt sich laut einer Firmensprecherin aktuell sehr intensiv damit. So hat sichder Ingolstädter Autobauer im Rahmen der Abfall- und Entsorgungsstrategie das Ziel gesetzt, spezifische Plastikabfälle drastisch zu reduzieren: am Standort Ingolstadt bis 2025 um 50 Prozent gegenüber 2017.

In einem SB-Markt im Werk wird getestet, Plastiktüten durch umweltfreundliche Papiertüten zu ersetzen. An sieben Coffee-Points in der Technischen Entwicklung werden anstelle der bisherigen Plastiklöffel nur noch Holzstäbchen eingesetzt. Außerdem plant die Audi-Stiftung für Umwelt am 28. November einen Themenabend mit Filmen zur (Un-)Endlichkeit des Plastiks im Audi-Programmkino, um die Mitarbeiter für das Thema zu sensibilisieren. Das sind nur einige Beispiele.

Auch Kreishandwerksmeister Karl Spindler aus Ingolstadt liegt das Thema sehr am Herzen: "Wir Handwerker haben schon lange umgedacht", erklärt er. "Seit Jahren achten wir in den Betrieben darauf, Plastikmüll zu vermeiden. Bei uns im Unternehmen zum Beispiel lassen wir Dachziegel ohne PE-Folien liefern. " Gerade im Bausektor gebe es zahlreiche Möglichkeiten, auf Kunststoff zu verzichten. "Zum Beispiel kann man auf Dämmmaterial aus Naturstoffen zurückgreifen. " Spindler fordert auch ein Umdenken in der Politik: "Wir beschäftigen uns so viel mit den Flüchtlingen. Dabei haben wir viel größere Probleme. "

Markus Halbeis und Volker Beitler, Betreiber der Fitnessstudios Lifepark Max, haben auch umgedacht: In ihren Studios in Ingolstadt gibt es keine Plastiktrinkhalme mehr. "Wir haben das Video gesehen, in dem einer Schildkröte ein Strohhalm aus der Nase gezogen wird, da haben wir uns gedacht: So kann es nicht weitergehen", erklärt Halbeis. In den zwei Studios seien in einem Monat 40000 Strohhalme angefallen. "Ums Geld ging es uns noch nicht mal. " Die Kunden hätten anfangs nicht besonders verständnisvoll reagiert. "Aber wenn man es den Leuten erklärt, dann verstehen sie es auch. "

Mikroplastik gelangt über Regen- und Abwasser in die Umwelt. In Ingolstadt sind 72 Prozent des Kanalsystems über ein Mischsystem organisiert. Abwasser- und Regenwasser kommen in einer Leitung zur Kläranlage. Dort wird Mikroplastik nicht gezielt gefiltert, erklärt Betriebsleiter Wolfgang Gander. Die meisten Teilchen blieben aber am Klärschlamm hängen - der wiederum werde getrocknet und verbrannt. "Es gibt Schätzungen des Fraunhofer-Instituts für Umwelttechnik, wonach 95 bis 100 Prozent der Mikroplastikpartikel in Kläranlagen entfernt werden. " Bis zu fünf Prozent werden demnach in die Donau geleitet - und damit in die Umwelt.
 

Suzanne Schattenhofer