Ingolstadt
Audi-Absatz wegen WLTP auf Talfahrt

04.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:32 Uhr
Impressionen Audi A 51 −Foto: Eberl/Hauser

Ingolstadt (DK/dpa) Audi kämpft mit einem katastrophalen Einbruch der Verkaufszahlen in Deutschland und Europa. Mehr als zwei Drittel der Motorvarianten seien derzeit nicht lieferbar, weil sie noch nicht nach dem neuen Standard für die Messung des Kraftstoffverbrauchs WLTP (Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure) zugelassen seien, sagte Vertriebsplanungschef Alexander Buk gestern in Ingolstadt. Erst zum Jahresende dürfte das normale Angebot wieder erreicht werden.

Für die Beschäftigten in Ingolstadt und Neckarsulm bedeutet das eine paradoxe Mischung von Freischichten und Sonderschichten: Mangels Bestellungen laufen die Bänder teilweise langsamer oder werden tage- oder wochenweise gestoppt. Aber sobald wieder ein weiterer Motor durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zugelassen wird, gibt es Zusatzschichten, wie ein Unternehmenssprecher sagte. Einige Modelle würden in Erwartung der Zulassung auch schon auf Halde produziert, um sie dann sofort ausliefern zu können. Zurzeit seien nur 34 Motor-Getriebe-Varianten lieferbar, bis Jahresende sollten es wieder gut 100 sein.

Käufer und Leasingkunden bekämen derzeit attraktive Angebote, sagte Deutschland-Vertriebsleiter Martin Sander. Eine Rabattschlacht könne er jedoch nicht erkennen. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center der Universität Duisburg-Essen hatte jüngst für den September von wieder deutlich höheren Händlerrabatten bei Internetvermittlern - durchschnittlich 19 Prozent - und gestiegenen Eigenzulassungen bei Händlern und Herstellern berichtet. Besonders hohe Preisnachlässe seien bei der 1er-Reihe von BMW aufgefallen. Zweistellige Nachlässe - etwa 14,9 Prozent für einen Audi A3 30 TFSI Sportback - gab es laut Dudenhöffer aber auch bei der Ingolstädter VW-Tochter.

Mehr Verkäufe in China könnten den Absatzeinbruch in Europa nicht auffangen. Dennoch seien im Gesamtjahr weiterhin Auslieferungen auf Vorjahresniveau geplant, sagte Buk. 2017 hatte das Unternehmen knapp 1,88 Millionen Autos verkauft. Im August hatte der Absatz in Europa um 21 Prozent zugelegt, weil Audi noch viele Autos nach dem alten NEFZ-Standard auf den Markt warf. Jetzt seien die Lager leer, und die Lücken im Angebot wirkten sich drastisch aus, sagte Buk.