Gerolsbach
Das Starduell

Claudia Jung könnte bei der Landtagswahl im Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen gegen Horst Seehofer antreten

26.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:01 Uhr

Wer zuletzt lacht, lacht am Besten – scheint sich Claudia Jung (l.) zu denken, während sie mit Horst Seehofer für ein Foto posiert (bei der Einweihung des Gerolsbacher Rathauses). Sie könnten 2013 bei der Landtagswahl als Direktkandidaten gegeneinander antreten. Arch - foto: Hofmann

Gerolsbach/Schrobenhausen (SZ) Schlagerstar gegen Ministerpräsident: Die FW-Landtagsabgeordnete und Schlagersängerin Claudia Jung aus Gerolsbach will bei der Landtagswahl im neuen Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen als Direktkandidatin gegen Ministerpräsident Horst Seehofer antreten.

Wie berichtet, hatten die Neuburg-Schrobenhausener FW-Kreisdelegierten bei ihrer Klausurtagung am Freitag mit klarer Mehrheit (85 Prozent) dafür gestimmt, bei der Landtagswahl einen eigenen Direktkandidaten gegen Horst Seehofer ins Rennen zu schicken – gegen den Willen von Landrat Roland Weigert, der auch öffentlich durchaus Sympathien für einen Stimmkreisabgeordneten namens Seehofer bekundet hatte.

Einer der Verfechter eines eigenen Kandidaten war FW-Kreisvorsitzender Klaus Brems. Er bestätigte gestern auch – neben dem bereits bekannten Namen Peter von der Grün (Neuburg) – Claudia Jung als mögliche Direktkandidatin für Neuburg-Schrobenhausen. „Sie ist eine von mehreren Kandidaten“, sagte Brems. Bisher habe er aber erst ein Gespräch mit ihr geführt – da habe sie nur gesagt, dass sich die Kandidatur interessant anhöre. Allerdings fand das Gespräch offenbar schon einige Zeit vor der Klausurtagung statt.

In den kommenden Wochen werde er erneut mit allen Interessenten sprechen, sagte Brems. „Dann kann es auch sein, dass der eine oder andere sagt: Nein, ich mache das doch nicht.“ Endgültig nominiert wird dann im November.

Gestern sagte Claudia Jung, dass sie es sich sehr gut vorstellen könnte, in Neuburg-Schrobenhausen anzutreten: „Da kann ich erst mal nicht Nein sagen.“ Aber eine definitive Entscheidung brauche ihre Zeit. „Seehofer hat sich ein Jahr Zeit gelassen, dann kann man mir auch vier bis sechs Wochen Zeit geben“, sagte sie.

Dabei hatte sie schon Nein gesagt. Schon bei der Umgestaltung der Stimmkreise war spekuliert worden, ob Claudia Jung, die vor vier Jahren für den Stimmkreis Pfaffenhofen kandiert hatte, in Neuburg-Schrobenhausen antreten werde. Schließlich war neben Hohenwart und Scheyern auch Jungs Heimatort Gerolsbach dem neuen Gebilde zugeschlagen worden. Aber die Pfaffenhofener FW-Kreisvorsitzende hatte dementiert und erklärt, noch einmal für Pfaffenhofen antreten zu wollen.

Die Idee, nun für Neuburg-Schrobenhausen zu kandidieren, sei aber nicht von ihr gekommen, vielmehr seien Brems und die Bezirksvorsitzende Eva Gottstein an sie herangetreten, erklärte Jung jetzt. „Als die Stimmkreise umgestaltet wurden, war das überhaupt nicht klar.“ Was sie letztendlich überzeugt habe: Die Freien Wähler der Region müssten sich bei inzwischen drei Stimmkreisen überlegen: „Wie stellt man sich für die Region richtig auf“ Und da passt offenbar Claudia Jungs Wechsel ins Konzept.

Sie könne sich auch nicht vorstellen, dass ihr gerade in den drei Gemeinden jemand den Wechsel übel nehmen würde, sagt Claudia Jung. „Ich würde sie ja nicht verraten, Gerolsbach ist immerhin meine Heimat, ich bin Bürgerin der Gemeinde und im Landkreis Pfaffenhofen.“ Und deren Interessen könnte sie ja im neuen Stimmkreis weiter vertreten.

Das Wichtigste für sie sei jetzt aber erst einmal einen Nachfolger im Stimmkreis Pfaffenhofen zu finden: „Ich möchte ja nicht einfach ins nächste Haus weiterziehen und die Tür zumachen.“ Einige Kandidaten schwebten ihr schon vor, eine Zusage gebe es aber noch nicht. Infrage käme etwa der stellvertretende Kreisvorsitzende und nur knapp gescheiterte Landratskandidat Rolf Deml aus Geisenfeld. Demnächst sollen die Gespräche beginnen.

Dass sie als Stimmkreisabgeordnete für Neuburg-Schrobenhausen – zum Beispiel beim Klinikenstreit zwischen Neuburg und Pfaffenhofen – plötzlich andere Interessen vertreten muss als zuvor, sieht Claudia Jung nicht als Problem. „Ich bin in erster Linie für die Bürger da – und nicht für die finanzielle Situation einer Institution. Und ich bin nicht der Landrat, sondern aktuell Abgeordnete des Stimmkreises Pfaffenhofen.“

„Sprachlos gemacht“ habe sie indes die Fürsprache des Landrats Roland Weigert in Richtung Horst Seehofer: „Ich weiß nicht, was er da veranstaltet.“ Sie könne sich das nur mit dem 2014 anstehenden Landratswahlkampf erklären, „da werden die Töne rauer“.

Diese Schärfe wolle sie im Vorfeld der Kandidatenkür für den Landtag nicht haben. „Die Freien Wähler können ja froh sein, dass sie zwei Kandidaten haben.“ Auch wenn man sich als FW-Kandidat keinen Illusionen hingeben solle. Selbst wenn sie im November gekürt würde: „Ich habe nicht den Hauch einer Chance, gegen Seehofer zu gewinnen. Pfaffenhofen ist schwarz, Neuburg-Schrobenhausen ist schwarz. Also werde ich da antreten, wo es für die Partei und das große Ganze den meisten Sinn hat.“ Immerhin gebe es ja auch die Zweitstimmen. Und über die Liste ist sie auch 2009 in den Landtag eingezogen – nachdem sie gegen Erika Görlitz verloren hatte.