Riedenburg
Mit Charme in die Offensive

CSU-Fraktionschefin Christa Stewens berichtet in Riedenburg über Aufarbeitung der Verwandtenaffäre

01.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:50 Uhr

Rundgang durch Riedenburg: Stadtführer Günther Wagner (von links) erläuterte der CSU-Fraktionsvorsitzenden Christa Stewens, dem CSU-Landtagsabgeordneten Martin Neumeyer und dem Riedenburger CSU-Vorsitzenden Siegfried Lösch die Geschichte der Dreiburgenstadt - Foto: Rast

Riedenburg (rat) Ein Ehemann, sechs Kinder, 22 Enkelkinder und 91 bisweilen bockbeinige CSU-Abgeordnete: Mit diesen Daten lässt sich das Leben von Christa Stewens in Zahlen fassen.

Trotz der Mehrfachbelastung fand die CSU-Fraktionsvorsitzende im Landtag am Mittwochabend sogar noch Zeit, Riedenburg einen ausgiebigen Besuch abzustatten. „Sie ist eine Powerfrau made in Bavaria“, versicherte der örtliche CSU-Vorsitzende Siegfried Lösch bei der Begrüßung auf dem Marktplatz. Natürlich sei Wahlkampf, aber es gehe seiner Partei vor allem darum, miteinander ins Gespräch zu kommen, betonte der Vize-Bürgermeister. Nachdem Lösch den hohen Gast aus München kurz vorgestellt hatte, begann eine historische Stadtführung. In launigen Episoden brachte der als Ritter gewandete Hauptamtsleiter Günther Wagner der langjährigen Sozialministerin die Geschichte der Dreiburgenstadt nahe. Wagner versäumte es nicht, geschichtliche Parallelen zwischen Mittelalter und Moderne herauszuarbeiten. Zum Amusement von Stewens berichtete er auch von der biergartenseligen Geierdame Mary und den Bibern am Stadtweiher, denen es immer wieder gelinge, „viele landschaftspflegerische Maßnahmen rückgängig“ zu machen.

„So charmant bin ich ja noch nie empfangen worden“, meinte die frühere stellvertretende Ministerpräsidentin nach dem Rundgang. Anschließend zog sich der Tross in einen Riedenburger Biergarten zurück, wo Stewens nach ihrem Vortrag auch das Gespräch mit Otto Normalverbraucher suchte. „Die Zeiten klassischer Wahlkampfveranstaltungen sind vorbei“, erklärte der CSU-Landtagsabgeordnete Martin Neumeyer. Er forderte die Bürger auf, unbedingt wählen zu gehen. „Wer am Wahltag daheim bleibt, der sollte danach am Stammtisch nicht die dicke Lippe riskieren“, sagte er gewohnt flapsig. Er dankte Stewens, dass sie im April auf dem Höhepunkt der Verwandtenaffäre die Fraktion übernommen hat. Bekanntlich musste Vorgänger Georg Schmid zurücktreten. „Mit Charme, Lächeln und toller Rhetorik hat Christa Stewens die Fraktion wieder zu einer Einheit geformt“, lobte Neumeyer.

Tatsächlich hätte es sich die Gepriesene bis zu ihrem plötzlichen Comeback nicht vorstellen können, mit 67 Jahren erneut ein so bedeutendes Amt zu bekleiden. Es sei eine schwierige Zeit gewesen, sagte sie. „Ich habe persönliche Gespräche mit allen 54 betroffenen CSU-Abgeordneten geführt.“ Natürlich seien Fehler passiert, allerdings auch bei den Parlamentariern anderer Parteien. Die Funktionszulagen seien nun um insgesamt 250 000 Euro reduziert worden, Nebeneinkünfte müssten öffentlich gemacht werden. „Wir haben alles rasch, gründlich und transparent geregelt“, sagte Stewens. Jetzt habe Bayern das strengste Abgeordnetengesetz Deutschlands.

Damit stehe der Freistaat erneut an der Spitze, wie bei anderen Parametern. Das neunte Jahr in Folge komme Bayerns Etat ohne Neuverschuldung aus. Die gebeutelte Landesbank mache Gewinne, die Arbeitslosigkeit sei die niedrigste in Europa. Im Bildungsbereich werde nach der „übereilten Einführung des G 8 Schluss sein mit Experimenten“.

Beim Abschied bedauerte Lösch, dass die Vollblutpolitikerin nicht mehr für den Landtag kandidiert. Sie will sich nun vor allem der Familie widmen.