Neuburg
Bayern als "Pforte zum Paradies"

Ministerpräsident Horst Seehofer lässt sich auf dem Schrannenplatz gebührend feiern

08.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:42 Uhr

 

Neuburg (DK) Etwa 1000 Menschen applaudierten, manche erhoben sich von den Bierbänken, als er kam: Der Ministerpräsident, der jetzt auch Landtagsabgeordneter für den Stimmkreis Neuburg-Schrobenhausen werden möchte. Horst Seehofer wurde am Samstag gebührend gefeiert.

Kurz nach 17 Uhr rollte die schwarze Limousine des Spitzenpolitikers an den Schrannenplatz – und löste prompt Lacher aus, weil sie auf der Einbahnstraße in der verkehrten Richtung unterwegs war. Dann aber lief alles so, wie es der CSU-Ortsverband Neuburg als Veranstalter geplant hatte: Die Sehensander Musikanten unter Leitung von Helmut Lenz stimmten den Bayerischen Defiliermarsch an, Moderator Klaus Benz kokettierte mit seiner langen Bekanntschaft zu Seehofer, griff wieder tief in seine Sprüchekiste und spielte auf die stattliche Erscheinung des Ministerpräsidenten an. Der konterte schlagfertig: „Aus der Länge eines Politikers darf man nicht auf seine Größe schließen.“ Die Stegreifrede Seehofers, die von Patriotismus und einem optimistischen Blick in die Zukunft bestimmt war, hatte begonnen. Mal plauderte der prominente Wahlkämpfer, mal hatte er markige Sprüche parat. Auch so mancher seiner Landtagsgegenkandidaten hörte ihm dabei zum Teil aus „sicherer“ Entfernung zu. Doch Seehofer-Schelte für den politischen Gegner gab es nicht.

Auf „Befehl von CSU-Kreisvorsitzenden Alfred Lengler“ kandidiere er in Neuburg-Schrobenhausen für den Landtag, sei innerhalb der vergangenen Wochen elf Mal da gewesen: „Und es hat Vorteile, wenn der Ministerpräsident Abgeordneter dieses Landkreises ist“, versicherte der CSU-Mann. Applaus.

Zum Auftakt vermittelte er Lokalkolorit: Er erneuerte seine Zusage, dass das Asylbewerberheim in Neuburg Mitte dieses Jahrzehnts geschlossen würde, damit hier Platz für die Schulentwicklung geschaffen werden könne. „Der Stadt Neuburg tut das sehr sehr gut. Um die Asylbewerber kümmern wir uns natürlich.“

Dann nahm der 64-Jährige Bayern in den Fokus, „die Pforte zum Paradies“. Ihm würde ja auch nachgesagt, dass „ich manchmal die Seite wechsle“, spielte er auf den Spitznamen „Drehhofer“ an: Doch blicke man auf die Geschichte des Freistaats, so habe Bayern das auch getan. Das sei eben der bayerische Weg.

Nicht müde zeigte sich der Ministerpräsident, immer wieder die Erfolgsbilanz des Freistaates aufzumachen: Hohe Zuzugsrate – „die Neubürger haben Zahnweh, Halsweh, aber niemals Heimweh – ausreichend Ausbildungsplätze, starke Wirtschaft und solide Finanzen. „Das bedingt sich gegenseitig.“ Beim Stichwort Länderfinanzausgleich, von dem Bayern allein die Hälfte zahle, zeigte er sich resolut: „Je mehr wir leisten, desto mehr müssen wir zahlen. Wir in Bayern sind reich, aber nicht blöd.“

Mit Abstand am intensivsten traf er den Nerv der Zuhörer aber mit dem Thema Maut: „Andere sollen auch bei uns bezahlen, wenn sie unsere Straßen benutzen.“ Bayern, Hessen und Baden-Württemberg seien Transitländer. „Wir brauchen diese Maut für Verkehrsinvestitionen.“ Durch eine Vignette könnten Einheimische von der Zahlung befreit werden, „aber wir diskutieren viel zu viel darüber, was nicht geht“, kritisierte er. Lautstarker Applaus. Dann lenkte er den Blick auf Berlin, wo er wisse, wie man was durchsetzen kann. Ein paar Sätze auch zu Angela Merkel: „Wir arbeiten prächtig zusammen. Sie ist eine erstklassige Kanzlerin.“

Er streifte weitere Themen: Etwa, dass berufliche Bildung für ihn so wichtig sei wie akademische: „Drängen Sie junge Leute nicht in eine falsche Schule“, lautete sein Appell. Um die Altersarmut zu lindern, rege er eine Mütterrente für Frauen an, die vor 1992 geboren haben. Einen klaren Standpunkt vertrat er auch bei der Eurokrise: „Wir dürfen keine Hilfen zusagen, wenn wirtschaftlich schwache Länder ihre Aufgaben noch nicht erfüllt haben.“ In punkto Sicherheit vertrete er auch eine klare Position: „Der Freistaat wird sich niemals erpressen lassen.“

Er sei stolz auf die bayerische Bevölkerung, würde gerne noch weitere fünf Jahre als Ministerpräsident arbeiten, „denn nach Papst ist das das schönste Amt, das es gibt“, schloss er seine 45-minütige Rede. Dann erfüllte er Autogrammwünsche, plauderte kurz mit Besuchern, der örtlichen CSU-Prominenz und den -Kandidaten, ließ sich willig knipsen und ging. Der nächste Termin rief.