Ingolstadt
"In der Höhle des Löwen" gefeiert

Rund 700 Ingolstädter jubelten Christian Ude (SPD) in Horst Seehofers (CSU) Heimat zu

05.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:42 Uhr

Hemdsärmlig und ohne Krawatte: Christian Ude (links) gab sich gestern Abend betont kämpferisch. Den Spitzenkandidat der SPD feierten auf dem Rathausplatz rund 700 Zuhörer. Rechts im Bild: Ingolstadts SPD-Chef Marcel Aigner. - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) „Ude! Ude! Ude!“ – als der Spitzenkandidat der SPD gestern Abend um kurz vor sieben Uhr auf dem Ingolstädter Rathausplatz eintrifft, jubeln ihm die rund 700 Zuhörer zu, als hätte er die Wahl bereits gewonnen.

Die ältere Dame in Lederhosen kann sich vor Begeisterung kaum auf der Bierbank halten. Klar, sie hatte schon mit der roten SPD-Fahne gewunken, als die Bezirkstagskandidaten Marcel Aigner und Dieter Betz von der Moderatorin zu ihrer politischen Motivation befragt wurden. Und dann, als die gleiche Moderatorin Werner Widuckel und dem Landtagsabgeordneten Achim Werner ähnliche Fragen stellte. Aber als Christian Ude, Spitzenkandidat der SPD für das Amt des Ministerpräsidenten, auf den Rathausplatz kommt, da springt sie auf. „Ude! Ude! Ude!“, ruft sie begeistert – und viele der rund 700 Zuhörer stimmen ein.

Was die Landtagskandidaten Werner und Widuckel auf der Bühne sagen, geht unter – jetzt muss erst einmal der, wenn es nach der Dame in den Lederhosen ginge, „künftige Ministerpräsident“ gefeiert werden. Die beiden ziehen ihr Gespräch dann auch nicht mehr in die Länge und Ude springt, die Ärmel hochgekrempelt und ohne Sakko und Krawatte, auf die Bühne.

Der Münchner Oberbürgermeister fängt ein bisschen schleppend an. Ob er sich denn wirklich in die „Höhle des Löwen“ traue, sei er vor seinem Auftritt in Ingolstadt gefragt worden. Weil doch der Horst Seehofer Ingolstädter ist. Ja, das wisse er. Aber ein brüllender Löwe? Der habe doch inzwischen mehr mit einem Kätzchen gemein, das nicht einmal mehr schnurrt. Die Pkw-Maut für Ausländer, die muss natürlich herhalten. „Die wird es nicht geben!“, ruft er den Zuschauern zu. Und dass die Kanzlerin diesem Wahlversprechen Horst Seehofers vor laufenden Kameras im Fernsehduell eine Absage erteilt hatte, sei eine „schallende Ohrfeige“ für den Ministerpräsidenten gewesen. Die europarechtliche Einlassung über die Zulassung der Maut nur für Ausländer gerät ein bisschen lang – kommt denn da noch etwas, dass Ude erreichen will und nicht nur etwas, das er verhindern will? Ja, es dauert nur ein bisschen. Aber dann fordert der Spitzenkandidat der SPD eine bessere Kinderbetreuung, mehr Ganztagsschulen und, natürlich, den gesetzlichen Mindestlohn. Und dann kommt Ude in Fahrt: Neben der CSU gerät auch Audi in den Fokus seiner Kritik. Dass mehr und mehr Arbeitnehmer zu Auftragnehmern würden, die damit selbstständige Unternehmer seien und keinen Kündigungsschutz hätten, sei ein Skandal, ruft er. Apropos Skandale: Da konzentriert er sich auch schon wieder darauf, auf den politischen Gegner einzuhauen. Die „Amigo-Affäre“, die „Mollath-Affäre“, die „Modellauto-Affäre“ der Haderthauers – „Wenn Sie diese Skandale peinlich finden, dann müssen Sie sie abwählen!“, ruft er zum Schluss seiner knapp einstündigen Rede – und seine Wähler feiern ihn, fast wie einen Ministerpräsidenten.