Darf der das?

Steinbrück posiert mit "Stinkefinger" und löst damit eine neue Debatte aus

12.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:41 Uhr

Berlin (DK) SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sorgt einmal mehr für Furore: Der 66-Jährige zeigt den „Stinkefinger“. Mit dem ausgestreckten Mittelfinger hat er jetzt vor der Kamera posiert, für das Interview ohne Worte des Magazins der „Süddeutschen Zeitung“. Die Frage, auf die Steinbrück mit der beredten Geste antwortete, lautete: „Pannen-Peer, Problem-Peer, Peerlusconi – um nette Spitznamen müssen Sie sich keine Sorgen machen, oder“ Steinbrücks Geste, eine Art stumme Abrechnung mit den Medien und Kritikern.

Der politische Gegner jedenfalls sieht den ausgestreckten Mittelfinger des Kandidaten als Faux-pas: „Diese Geste verbietet sich als Kanzlerkandidat. So etwas macht man nicht“, gab sich Vizekanzler und FDP-Chef Philipp Rösler als Hüter des guten Tons. Parteifreund und Gesundheitsminister Daniel Bahr twitterte: „Das kann doch wohl nicht der Stil eines Bundeskanzlers sein.“

Gerade ist Steinbrück nach dem TV-Duell im Aufwind, schöpft die Partei in der Wahlkampfschlussphase wieder Mut, da riskiert der Kandidat mit wortlosem „Klartext“ eine Debatte, die nach hinten losgehen kann. „Ich sehe keine Schwierigkeit darin, warum sollte ich eine Schwierigkeit darin sehen“, verteidigte er sich gestern.

Das umstrittene Foto wäre nicht erschienen, wenn es nach Steinbrücks Sprecher Rolf Kleine gegangen wäre. Der frühere „Bild“-Journalist habe es verhindern wollen, erklärten die SZ-Magazin-Kollegen. Doch der Kanzlerkandidat, der auf die Fragen jeweils schnell und spontan mit einer Geste geantwortet haben soll, habe es zur Veröffentlichung freigegeben: „Nein, das ist okay so.“ Nun hat der Kanzlerkandidat im Schlussspurt zur Bundestagswahl eine erneute Debatte am Hals.

Steinbrück twitterte gestern zurück: „Klartext braucht nicht immer Worte – zum Beispiel, wenn man ständig auf olle Kamellen, statt auf wirklich wichtige Fragen angesprochen wird.“ Olle Kamellen – das sind für den Sozialdemokraten die Aufreger aus der Startphase seiner Kanzlerkandidatur: seine Honorarverträge zum Beispiel, sein Bekenntnis, keinen Wein unter fünf Euro zu trinken, oder auch seine Bezeichnung des italienischen Politikers und Spaßmachers Beppe Grillo als „Clown“.