London
Polizei findet Reste von Nervengift

Attentat auf russischen Ex-Spion gibt weiter Rätsel auf London denkt über Sanktionen gegen Moskau nach

11.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

In diesem Pub im englischen Salisbury hat die britische Polizei Reste eines Nervengifts entdeckt. Auch der vergiftete russische Ex-Spion Sergej Skripal hielt sich hier auf. - Foto: Leal-Olivas/AFP

London (AFP) Die Vergiftung des russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien hat möglicherweise Auswirkungen auf die Bevölkerung: Die Ermittler entdeckten Spuren von Nervengift in einem von Skripal besuchten Pub und Restaurant im englischen Salisbury, wie die Gesundheitsbehörden mitteilten. Besucher der Lokalitäten wurden aufgerufen, ihre Kleidung und persönliche Dinge zu waschen.

Spuren des Nervengifts wurden im Pub "The Mill" und im Restaurant "Zizzi" entdeckt. Es sei davon auszugehen, dass bis zu 500 Menschen die beiden Örtlichkeiten im kritischen Zeitraum zwischen dem 4. und 5. März aufgesucht hätten, sagte die Gesundheitsbeauftragte Sally Davies. Sie sei aber zuversichtlich, dass die Gesundheit der Betroffenen nicht beeinträchtigt sei. Ähnlich äußerte sich auch Jenny Harries von der englischen Gesundheitsbehörde. Ein "sehr geringes Gesundheitsrisiko" durch wiederholten Kontakt mit möglicherweise kontaminierten Sachen bestehe aber.

Der 66-jährige Ex-Spion Skripal und seine 33-jährige Tochter Julia waren am 4. März in Salisbury südwestlich von London zusammengesackt und bewusstlos auf einer Sitzbank aufgefunden worden. Ihr Zustand ist weiterhin lebensbedrohlich, aber stabil. Ein Polizist ist ebenfalls schwer erkrankt, aber ansprechbar. Bis Samstag ließen sich laut Polizei 21 Menschen untersuchen, darunter Privatpersonen und Rettungskräfte.

Die Straße zu Skripals Haus in Salisbury wurde am Samstag abgeriegelt. Skripal, ein Oberst des russischen Militärgeheimdiensts, war 2006 in Russland wegen des Vorwurfs der Spionage für Großbritannien zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Im Zuge eines Gefangenenaustauschs kam er 2010 nach Großbritannien. Die britischen Strafverfolgungsbehörden werten die Vergiftung als Mordversuch.

Die Verdachtsmomente richten sich gegen Russland. Moskau weist die Vorwürfe zurück. Berichten zufolge könnte London ab heute Sanktionen gegen Russland verkünden. Die "Times" berichtete, die britischen Behörden berieten bereits mit den Verbündeten in den USA und Europa über eine abgestimmte Reaktion.