Wer mit wem?

Kommentar

17.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr

In Berlin, etwa fünf Kilometer voneinander entfernt, standen am Wochenende Katrin Göring-Eckardt und Christian Lindner auf der Bühne und stimmten ihre jeweilige Basis auf den Wahlkampf ein. Kreuzten verbal die Klingen. Was die Grünen-Spitzenkandidatin über die Liberalen und der FDP-Vorsitzende über die Ökopartei zu sagen hatte, war wenig schmeichelhaft.

Schwer vorstellbar, dass da zwei künftige Koalitionspartner so heftig übereinander herzogen.

Sicher, im Wahlkampf wird vieles heißer gekocht, als es gegessen wird. Doch ist eine Jamaika-Koalition wirklich eine erstrebenswerte Option? Steht sie für einen neuen Aufbruch? Oder wäre sie nicht allenfalls eine Notlösung? Jedenfalls würden sich beide Parteien einen Regierungseintritt von Angela Merkel und der Union teuer bezahlen lassen. Sonst dürften sowohl die Freidemokraten als auch die Grünen kaum eine Chance haben, ihrem Parteivolk eine solche Konstellation schmackhaft zu machen. Zumal nicht nur die FDP für viele Mitglieder der Sonnenblumenpartei ein rotes Tuch ist, sondern mindestens so sehr die CSU. Für die Masse der Liberalen sind die Grünen nichts als eine fortschrittsfeindliche Verbotspartei, mit der keine Politik zu machen ist. Etliche Grüne indes würden einer Koalition mit der SPD und der Linkspartei den Vorzug vor "Jamaika" geben.

Angela Merkel weiß das. Als Amtsinhaberin hat sie sich bislang mit Attacken gegen die SPD zurückgehalten. Doch wenige Tage vor der Wahl holt sie die roten Socken aus dem Schrank: "Macht ihr Rot-Rot-Grün, wenn es reicht" Dass Martin Schulz diese Konstellation nicht ausgeschlossen hat, ist ein wichtiger Grund dafür, dass seine SPD ein Debakel am kommenden Sonntag fürchten muss. Ohne Rot-Rot-Grün ist die Neuauflage der großen Koalition die einzige Machtoption für seine Partei. Doch sie ist zugleich der Albtraum vieler Genossen.

Eine Wunschehe zeichnet sich also nicht ab. Gerade mit Blick auf den Einzug der AfD in den Bundestag wäre ohnehin eine starke Opposition wünschenswert, die den Populisten nicht das Feld überlässt.