Kommentar
Von wegen "Lügenpresse"

Ein Kommentar von Richard Auer

20.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:34 Uhr

Wenn das mal keine guten Nachrichten sind: Die Menschen in Deutschland können sehr gut unterscheiden, welche Informationsquelle etwas taugt und welche mit Vorsicht zu genießen ist. Das beweist eine Studie über die Glaubwürdigkeit der deutschen Medien.

Eindeutig zeigt sich, dass die "etablierten" Medien, also Tageszeitungen und öffentlich-rechtlicher Rundfunk (Radio wie Fernsehen), bei den Nutzern großes Vertrauen genießen. Etwa drei Viertel aller Menschen bescheinigen ihnen hohe Glaubwürdigkeit.

Auf Internet-Plattformen wie Youtube, Twitter und Facebook geben die allermeisten Befragten hingegen wenig. Instagram ist da mit bloß vier Prozent keinen Pfifferling wert.

Diese Ergebnisse sind keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, wie aggressiv der rechte Rand der deutschen Politik in den vergangenen Jahren gegen Presse und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten vom Leder zieht. Das bösartige Wort "Lügenpresse" verfängt aber bei den allermeisten Mitbürgern nicht: Sie wissen sehr wohl, was sie an ihrer Tageszeitung, an ihren Rundfunk- und Fernsehnachrichten haben. Eine ausgewogene, neutrale, professionelle Berichterstattung ist ihr Geld wert. Da können AfD-Politiker noch so sehr gegen die "Systempresse" oder die durch Rundfunkgebühren "zwangsfinanzierten" öffentlich-rechtlichen Anstalten hetzen. Es gelingt - bisher - nicht, den in Jahrzehnten gewachsenen Glauben an die Seriosität professioneller redaktioneller Berichterstattung zu erschüttern.

Die Menschen sehen ja, was die jämmerliche Alternative wäre: Die wüsten, gehässigen Diskussionen in verschiedensten Foren oder bewusst gesteuerten Inhalte zweifelhafter "Influencer " können nicht ernsthaft als Informationsgrundlage durchgehen.

In den USA zum Beispiel ist das anders: Da hängen viele Menschen an Donald Trumps Twitter-Nachrichten wie am Tropf oder glauben alles, was der Sender Fox als "Haus- und Hofkanal" des Präsidenten von sich gibt. All das hat dort zur Spaltung des Landes geführt. Soweit wird es in Deutschland nicht kommen. Das zeigt die Studie ganz deutlich. Die Bürger sind im Umgang mit den verschiedenen Medien klüger, als mancher glaubt.