Unterschätzter WLTP-Test

Von Sebastian Oppenheimer

01.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:19 Uhr

Zurzeit haben es die Pressestellen der Autobauer nicht leicht - vor allem die der deutschen Hersteller.

Es gibt viel Erklärungsbedarf: Kartell-Vorwürfe, Diesel-Skandal und jetzt gesellt sich auch noch eine WLTP-Krise hinzu. Die Umstellung auf den neuen Abgas-Testzyklus bereitet offenbar massive Probleme. Viele Hersteller haben den Verkauf bestimmter Modelle deshalb vorübergehend eingestellt. Besonders heftig erwischt hat es nun scheinbar Porsche - auf dem Online-Konfigurator erscheint der Hinweis: "Dieses Modell ist aktuell nicht als frei konfigurierbarer Neuwagen erhältlich. " Wohlgemerkt: bei jedem Modell.

Von einem europaweiten Verkaufsstopp will man in Stuttgart aber partout nichts wissen. Einen entsprechenden Medienbericht wies der Autobauer "klar" zurück. Man spricht von einem "vorübergehend eingeschränkten Modellangebot". Der Kunde, so argumentiert Porsche, könne sich weiterhin zur Bestellung neuer Modelle an die Händler wenden. Aber ob die dann die Autos beim Hersteller schon verbindlich ordern können? Und wann sie dann geliefert werden? Das hört sich alles schon sehr seltsam an.

Fakt ist: Mit den WLTP-Problemen steht Porsche nicht alleine da: Auch VW, Audi und BMW beispielsweise mussten Modelle aus dem Programm nehmen. Paradoxerweise sind es - wegen der erforderlichen Partikelfilter - oft Benziner, die nicht mehr bestellbar sind. Gerade jetzt, wo sich viele vom Diesel abwenden. In Ingolstadt strich man obendrein gleich sämtliche Plug-in-Hybrid- und Erdgas-Modelle - genau jene, vermeintlich ökologischeren Fahrzeuge, für die man kurz zuvor noch laut getrommelt hatte.

So wie es im Moment aussieht, dürften sich Lieferzeiten deutlich verlängern - es drohen finanzielle Einbußen und möglicherweise auch Kurzarbeit für die Beschäftigten. Offenbar hat man die Folgen der WLTP-Umstellung unterschätzt - und so etwas sollte bei Premium-Herstellern wie Porsche, Audi und BMW nicht passieren. Jetzt heißt es: Zügig nacharbeiten und den Schaden begrenzen.