KOMMENTARE
Umzug wird nicht reichen

Von Christian Tamm

03.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:49 Uhr

München ist um eine Messe reicher.

Die IAA wird zumindest im nächsten Jahr in der bayerischen Landeshauptstadt stattfinden. Es ist eine logische Entscheidung, die gestern vom Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) getroffen wurde. Der VDA muss seine Leitmesse zwingend wieder zu einem Erfolgsmodell machen. Da war für verwegene Experimente einfach kein Raum.

Nicht zuletzt deshalb sprach am Ende zu viel für München, um diese Schau nach Hamburg oder gar Berlin zu geben. Beide haben sich in den vergangenen Jahren nicht gerade als Auto-Städte hervorgetan. Im Gegenteil herrschte in Berlin durchaus Skepsis gegenüber der IAA. Südbayern hingegen lebt bis nach Ingolstadt vom Automobilbau. Zudem haben die Messemacher aus München recht, wenn sie betonen, dass es hier einen reibungslos funktionierenden Flughafen gibt. Was nur als kleiner Tiefschlag gegen den Kontrahenten von der Spree gedacht war, ist in Wahrheit ein wichtiger Standortfaktor für den benötigten Erfolg der Messe 2021.

Und München brummt. Damit will der deutsche Branchenverband unbedingt in Verbindung gebracht werden. Wo sonst, wenn nicht in der Heimat von BMW und in der Nähe von Audi und zahllosen Zulieferern sollte es der strauchelnden und arg gebeutelten deutschen Leitindustrie gelingen, den ersehnten Neustart zu meistern.

Dafür jedoch wird es nicht ausreichen, polierte Fahrzeuge einfach in anderen Hallen zu parken. Die IAA muss sich endlich der deutlich veränderten gesellschaftlichen Haltung zum Thema Mobilität anpassen. Junge und innovative Start-ups sowie zukunftsorientierte Anbieter müssen mehr Raum bekommen, um wieder jüngeres und auch Auto-kritischeres Publikum zu gewinnen. Ob die IAA dadurch aber auch für die klassischen Hersteller wieder attraktiver wird (2019 hagelte es Absagen) und den Rückstand auf Veranstaltungen wie etwa in Genf aufholen kann, darf zumindest bezweifelt werden.