Überfällige Anerkennung

Von Philipp Zimmermann

07.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:43 Uhr

Es ist ein Schicksal, das jede Familie treffen und zur psychischen Belastung werden kann: Ein naher Verwandter wird pflegebedürftig und der Alltag ändert sich von einem Tag auf den anderen.

Umso ärgerlicher ist es da, dass dieses wichtige Thema in der jüngeren Vergangenheit für viele Parteien keinen großen Stellenwert hatte. Schon aus rein wahltaktischen Gründen - Stichwort immer älter werdende Gesellschaft - hätten sie sich dieser Materie annehmen müssen. Vor allem aber deshalb, weil die Beschäftigten in der Pflegebranche Tag für Tag das Wort Nächstenliebe mit Leben füllen.

Wurde das Thema in der öffentlichen Wahrnehmung lange kaum gewürdigt, ist es seit dem Bundestagswahlkampf plötzlich allgegenwärtig. Seit Monaten sprießen die Konzepte gegen den Pflegenotstand von allen Seiten aus dem Boden.

Oft müssen sich Parteien zurecht den Vorwurf gefallen lassen, sie würden das, was sie im Wahlkampf so alles versprochen haben, nach der Wahl schnell wieder vergessen. Es scheint aber so, als habe die Bundestagswahl samt einiger medienwirksamer Auftritte von Pflegepersonal wirklich dazu geführt, dass die Politik den Ernst der Lage erkannt hat und sich die Situation in der Pflege zum Positiven verändert. Das wäre aus zwei Gründen ein wichtiges Signal: Es wäre die längst überfällige Anerkennung für die Schwerstarbeit von Pflegepersonal und außerdem ein Zeichen an eine immer politikverdrossener werdende Nation, dass "die da oben" sich wirklich kümmern.