Sparen wird nicht reichen

Von Christian Tamm

11.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:41 Uhr

Es ist die Vereinigung zweier legendärer Marken, die unzweifelhaft Symbole der deutschen Wohlstandsgesellschaft sind.

Von einer "Fusion unter Gleichen" ist die Rede, als offiziell verkündet wird, was schon lange kein Geheimnis mehr war: Die Erzrivalen Karstadt und Kaufhof stellen sich ab sofort gemeinsam den Herausforderungen eines sich wandelnden Marktes. Was als Schritt in die Zukunft präsentiert wird, ist in Wahrheit aber nichts weiter, als eine Verzweiflungstat. Heute heißt so etwas auch "alternativlos".

Dass es soweit gekommen ist, kann einen wirklich traurig stimmen. Die Kaufhausketten standen für den Aufschwung der jungen Bundesrepublik. Wer etwas auf sich hielt, flanierte samstags durch die nicht enden wollende Produkt-Vielfalt. Ein neuer Toaster, ein warmer Pullover, vielleicht ein guter Wein für den Abend und ein Haarschnitt - alles unter einem Dach. Glücklich waren vor allem die Städte, die beide Schriftzüge vorweisen konnten. Die Kunden von einst strömten in die Läden.

Das ist Vergangenheit. Und von nostalgischen Erinnerungen kann keiner der beiden Konzerne leben. Lange schon ringen sowohl Karstadt als auch Kaufhof mit miesen Zahlen. Die Kunden von heute shoppen lieber bequem im Internet. Und wer sich doch auf den Weg in die Innenstadt macht, sucht hippe und spezialisierte Läden, aber nicht "Alles unter einem Dach". Das bieten Einkaufs-Malls am Stadtrand aus Sicht vieler Menschen komfortabler.

An dieser Misere wird die nun geschlossene Zweckehe nichts ändern. Die Rahmenbedingungen bleiben schließlich dieselben. Was der neue Warenhausriese braucht, ist ein frisches und radikales Konzept, das die Kunden aufhorchen lässt. Folgt man Primark und anderen in die wachsende Billignische? Oder ist es besser, auf Qualität zu setzen? Und der Online-Handel?

Hier wird auch der Ingolstädter Stephan Fanderl gefragt sein, der das Tandem leiten soll. Doch egal, welche Karte er aus dem Ärmel zaubert, droht wohl Tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in überflüssig gewordenen Verwaltungsstrukturen und sich (noch) gegenüberliegenden Karstadt- und Kaufhof-Filialen die Arbeitslosigkeit. Letztlich sind Einsparpotenziale der einzige Sinn dieser Fusion.

Unterm Strich bleibt: Sollten Karstadt und Kaufhof keine mutigen Wege beschreiten und sich nicht endlich der heutigen Zeit anpassen, wird auch der neue Konzern dahinsiechen. Einfach nur zu sparen hat schon beiden allein nicht helfen können. Ein "Weiter so, aber zusammen" wird nur dazu führen, dass die beliebten Traditionshäuser gemeinsam statt nacheinander verschwinden werden.