Signale an Scheuer

Von Christian Tamm

10.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:06 Uhr

1976 ging für so manchen Fahrer die Welt unter.

Die Anschnallpflicht wurde eingeführt. Einige sahen ihre persönliche Freiheit bedroht, andere hielten "den Gurt" gar für gesundheitsgefährdend. Heute weiß man: Das Anschnallen war eine der ersten Innovationen, die den Straßenverkehr bis heute um ein Vielfaches sicherer gemacht haben.

Im Vergleich zum technisch eher primitiven Sicherheitsgurt sind heutige Neuerungen pure Hightech. Dazu gehört auch der Abbiege-Assistent für Lastwagen. Er soll den Truckern helfen, Radler und Fußgänger im toten Winkel besser zu erkennen. Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen, weil Zweiräder von rechtsabbiegenden Lkw erfasst werden. Noch mehr als bei vielen anderen Unfällen gilt hier, dass jedes Opfer ein vermeidbares Opfer ist. Denn die technischen Lösungen, um dieses Warnsystem nachzurüsten, sind auf dem Markt. In neueren Lkw-Modellen ist es ohnehin meist gegen Aufpreis verfügbar.

Noch sind aber zu viele Laster nicht mit den lebensrettenden Sensoren unterwegs. Das hat auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer erkannt und will einen neuen Fördertopf einrichten, damit sich Spediteure und andere Unternehmen dazu bereit erklären, ihre Flotte umzurüsten. Der CSU-Politiker setzt also auf Freiwilligkeit.

Dass gestern im Zuge eines Runden Tisches viele Unternehmen spontan die künftige Nutzung des Abbiege-Assistenten zugesagt haben, zeigt, dass die Vorbehalte gegen nützliche Helferlein - anders als etwa 1976 - gering sind. Den Minister sollten diese Signale bestärken, in Brüssel weiter Druck zu machen, damit das System zur Pflichtausstattung für Lastwagen wird.