Sehr mysteriös

Kommentar

08.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr

Ist der Ruf erst ruiniert, mordet es sich ganz ungeniert. Ist es wirklich so einfach? Hat Russland den früheren Doppelagenten Sergej Skripal mit einem Nervengift angegriffen? Ähnlich wie 2006 beim Fall des Kreml-Kritikers Alexander Litwinenko? Zumindest scheint sich die britische Regierung ziemlich sicher zu sein, denn sie fährt gegen Moskau schweres diplomatisches Geschütz auf.

Zuzutrauen ist Russland ein solcher Anschlag ohne Frage. Der Einsatz eines Nervengifts, das nicht leicht zu beschaffen ist, spricht jedenfalls für eine staatliche Tatbeteiligung. Gleichwohl sind die Umstände höchst ungewöhnlich. Skripal saß vier Jahre in russischer Haft, bevor er an die Briten überstellt wurde. Viel Zeit also für einen "Unfall" oder eine "Krankheit". Stutzig macht auch: Eigentlich ist es ein Tabu, ausgetauschte Verräter anzutasten. Andererseits fühlt sich Russland an viele Spielregeln nicht mehr gebunden. Alles sehr mysteriös. Dass Putins Regierung wirklich etwas mit dem spektakulären Verbrechen zu tun hat, ist keineswegs sicher.