Schulz macht den Anfang

Kommentar

11.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr

Martin Schulz hat Recht: Die Automobilindustrie trägt die Verantwortung für die schwierige Situation, in die sie sich selbst hineinmanövriert hat. Und sie darf daraus auch nicht entlassen werden. Doch in einem Punkt liegt der SPD-Kanzlerkandidat nicht richtig.

So notwendig es ist, irgendwann den Ausstieg aus dem Zeitalter des Verbrennungsmotors zu schaffen, so verkehrt wäre eine Quote für Elektroautos - ob sie in Brüssel oder in Berlin festgelegt wird.

Damit würde sich der Staat schließlich die Entscheidung darüber anmaßen, welcher Antrieb sich durchsetzen kann. Das aber entscheidet besser der Markt. Noch zeigt die geringe E-Auto-Nachfrage, dass die Technologie alles andere als ausgereift ist. Es gibt weiter ungelöste Probleme mit Kosten, Reichweite und Ladestationen. Hinzu kommt, dass bei der Produktion der Akkus viel klimaschädliches CO2 anfällt.

Staatlicher Dirigismus wäre auch aus einem anderen Grund falsch und unglaubwürdig. Es ist gerade einmal drei Monate her, dass Außenminister Sigmar Gabriel aus Peking zurückkehrte und es als Erfolg verkaufen wollte, die chinesischen Pläne für eine E-Auto-Quote aufgeweicht zu haben. Was in China falsch sein soll, kann nicht in Europa plötzlich richtig sein. Ansonsten enthält Schulz' Auto-Plan viele gute Vorschläge.

Ein zweiter Diesel-Gipfel muss her, um die Enttäuschung des ersten vergessen zu machen. Voraussetzung dafür wäre die technische Umrüstung aller Euro-5- und Euro-6-Diesel, und zwar kostenlos für die Autobesitzer. Nach allen Tricksereien und Beschönigungen im Abgas-Skandal kann nur so wieder Vertrauen in die Hersteller entstehen.

Und mag sie auch den Anspruch haben, für viele Arbeitnehmer in der Automobilindustrie zu sprechen: Die SPD tut gut daran, sich nicht zum Interessenverwalter der Konzerne zu machen. Sie sollte sie antreiben. Schulz hat hier jetzt einen Anfang gemacht.