Schicksalsfrage Pflege

13.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr

Der Pflegeexperte Claus Fussek aus München sagt: „Pflege muss die Schicksalsfrage der Gesellschaft werden.“

Recht hat er – und das haben mittlerweile auch die Politiker aller Couleur begriffen. In Bayern hat das Thema Pflege vor der Wahl hohe Priorität: 470 Millionen Euro will die Staatsregierung  pro Jahr investieren.
Der Großteil davon soll in das Landespflegegeld fließen. Für die Opposition reine Symbolpolitik. Immerhin werden die 1000 Euro extra pro Jahr doch nicht auf die Hilfe zur Pflege angerechnet, wie von den  Wohlfahrtsverbänden  zunächst  kritisiert wurde.
 
Und dennoch:  Viele  Bürger gewinnen Eindruck, dass vieles auf dem Papier recht schön aussieht, in der Praxis aber nicht funktioniert. Etwa das Geld für die haushaltsnahen Dienstleistungen: Gut, dass es älteren Menschen helfen soll, länger in den eigenen vier Wänden zu leben. Leider sind die bürokratischen Hürden so hoch, dass viele Betroffene die Leistung nicht abrufen können. Es fehlen auch Pflegestützpunkte, wo Menschen rundum beraten werden. Wer Hilfe braucht, der muss sich bisher oft mühsam auf eigene Faust durchkämpfen.
Es soll in Bayern auch 1000 neue Pflegeplätze geben. Schön und gut – aber wo sollen die herkommen, wenn es kein Personal gibt? Um junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern, sind  bessere Löhne, Arbeitsbedingungen und Karrierechancen notwendig. Da muss ganz schnell etwas passieren. 
 
Es wird nicht allein reichen, mehr Geld ins System zu pumpen,  damit der Pflegenotstand  nicht  zur Pflegekatastrophe wird. Es muss sich grundsätzlich  am System etwas ändern, damit wir uns alle nicht mehr schämen müssen, wie mit alten Menschen teilweise umgegangen wird. Das ist  eine  Schicksalsfrage. Am heutigen Samstag trifft sich die CSU in Ingolstadt zur einem Pflegekongress.   Wir sind gespannt, welche Antworten dort gegeben werden. 
Bei der Pflege kann man den Wählern   nichts vormachen: Da erleben sie am eigenen Leib, ob es um  echte  Hilfe oder nur um leere Versprechen geht.