Rundum überwacht

Kommentar

14.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Egal ob am Arbeitsplatz, im Privatleben oder der Schule - Digitalisierung ist eines der großen Themen unserer Zeit. Immer weiter dringt sie auch in das Leben der Kleinsten ein: Bluetooth-Thermometer, die nonstop Fieber messen, Windeln mit Sensoren, die Alarm schlagen, wenn diese voll sind, Hightech-Strampler, die den Herzschlag überprüfen.

Auf der gerade gestarteten Messe "Kind + Jugend" werden zahlreiche smarte Helfer präsentiert, die junge Eltern unterstützen sollen. Vieles davon scheint in erster Linie überflüssig und teuer zu sein. Zumindest fragt man sich beim Überfliegen des digitalen Angebots, wie es den Eltern bloß bisher gelungen ist, ihren Nachwuchs relativ unfallfrei großzuziehen.

Die Rundumüberwachung ist zahlreichen Familien heutzutage Hunderte Euro wert. Wenn das Babyphone und die Sensormatte zur Vermeidung des Plötzlichen Kindstods nicht mehr reichen, muss technisch aufgerüstet werden - denn viele Eltern wollen sich keine Versäumnisse vorwerfen lassen. Was überhaupt sinnvoll ist, wird dann nicht mehr hinterfragt. All das zeigt vor allem, wie unsicher viele Mütter und Väter sind und wie selten sie sich einfach auf ihr Gefühl verlassen. Darauf zu vertrauen, dass das Baby sich in der Regel meldet, wenn es unzufrieden ist, reicht nicht. Damit geht bei der Erziehung ein Großteil an Gelassenheit und Selbstverständnis verloren.

Das Thema Datensicherheit ist bei all den Geräten und Apps noch ein ganz anderer Punkt. Wie sicher sind sie vor einem möglichen Zugriff von außen? Dass Spione auch vor Kinderzimmern nicht haltmachen, haben Tests von Stiftung Warentest gezeigt: Über Kameras und Mikrofone in Puppen wurden Fotos und Gespräche der Kinder an die Server der Anbieter geschickt. Auch dieses Risiko sollte man im Hinterkopf behalten.