Nichts ist mehr sicher

Kommentar

13.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:49 Uhr

Als wäre das Chaos nicht schon groß genug, treibt es die SPD jetzt noch weiter auf die Spitze. Die Lust am Untergang scheint gewaltig zu sein. In absoluter Rekordzeit haben die Genossen ihren Erfolg bei den Koalitionsverhandlungen wieder verspielt, ihren Vorsitzenden aufs Abstellgleis geschoben.

Nun machen sie sich auch noch daran, die potenzielle Nachfolgerin zu beschädigen.

Die geplante Kür von Andrea Nahles als Thronfolgerin und Parteichefin gerät gestern zum Desaster. Da wird ein absurder Satzungsstreit mit Vehemenz geführt, herrscht großes Misstrauen und gibt es tiefe Gräben in der Partei. Die Idee, den Übergang möglichst schnell zu organisieren, nach dem Abgang von Martin Schulz kein Vakuum entstehen zu lassen und Nahles zur kommissarischen Vorsitzenden zu machen, war sicher nicht falsch. Doch die Art und Weise wie der Wechsel jetzt eingeleitet werden sollte, war überaus dilettantisch und unsachlich.

Ein Blick in die Parteistatuten wäre hilfreich gewesen, und eine professionelle offene Kommunikation hätte auch nicht geschadet. So bleibt der Verdacht von Hinterzimmerdeals ohne Beteiligung der Basis. Mag zwar alles für Andrea Nahles als künftige SPD-Chefin sprechen, so scheint bei Deutschlands selbstzerstörerischster Partei inzwischen nichts mehr wirklich sicher zu sein. Nicht einmal, dass Nahles am Ende nicht auch noch scheitert und verjagt wird.

So geht die Hoffnungsträgerin gewarnt und angezählt in den nächsten Wochen auf Werbetour für die große Koalition. Die Gegner der Groko können sich freuen. Der Mitgliederentscheid schwebt wie ein Damoklesschwert über der Partei und ihrer neuen Galionsfigur. Ein Ende des chaotischen Treibens in der SPD ist noch immer nicht in Sicht.