Ingolstadt
Neuer Tiefpunkt

Ein Kommentar von Christian Tamm

13.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:02 Uhr

Der Stolz der Marine ist mittlerweile ein einziges Ärgernis. Das Segelschulschiff "Gorch Fock" feiert heuer 60. Geburtstag. Doch genau wie die Bundeswehr als Ganzes kommt es nicht aus den Schlagzeilen.

Inzwischen sind die mit zehn Millionen Euro kalkulierten Kosten für die Sanierung des Dreimasters auf unwirkliche 135 Millionen Euro geschossen. Bei dieser planerischen Null-Leistung - ein neues Schiff ist kaum teurer - fühlt man sich an Berlins Schrott-Airport erinnert.

Doch bevor hier Häme ob der deutschen Pechsträhne bei kostspieligen Projekten ins Spiel kommt: Die massive Kostenexplosion bei der "Gorch Fock" könnte nicht nur auf Ungeschick basieren. Ein beamteter Preisprüfer des Marinearsenals in Wilhelmshaven soll von einer Firma und der ausführenden Werft stattliche Darlehen erhalten haben - zu besonders guten Konditionen, versteht sich. Dafür winkte der Beamte - so der Verdacht - manch unangemessenes Angebot durch. Sollte sich das bewahrheiten, haben die deutschen Streitkräfte einen neuen Tiefpunkt erreicht.

Pannen, Pleiten, Korruption: Langsam sind es genug Meldungen, die man früher nur über die Armeen sogenannter Drittstaaten lesen musste. Es stellt sich die Frage, wie viele Ungeheuerlichkeiten Ministerin Ursula
von der Leyen nach sechs Jahren im Amt noch weglächeln kann. Natürlich, die CDU-Politikerin ist nicht für jeden Fehltritt eines Armee-Angehörigen, nicht für jedes kaputte Gerät persönlich verantwortlich. Doch muss sie sich ankreiden lassen, dass sich wenig nach vorn bewegt - und das trotz steigendem Wehretat.