Miserable Ergebnisse

Kommentar

13.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr

Läuft doch! Das war in den vergangenen Jahren die Botschaft, wann immer die Kultusminister neue Schulstudien zu kommentieren hatten. Die Misere, die Anfang des Jahrtausends zum großen Pisa-Schock geführt hatte, schien überwunden.

Die neue Untersuchung mit zum Teil erschreckenden Ergebnissen zum Leistungsniveau von Viertklässlern sollte die Verantwortlichen in den Ländern zurück auf den Boden der Tatsachen holen.

Selbstzufriedenheit ade! Längst nicht nur die Schülerinnen und Schüler in Stadtstaaten wie Berlin oder Bremen schneiden schlechter ab als vor fünf Jahren, sondern auch in Ländern wie Baden-Württemberg, Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen. Natürlich fällt vielerorts Unterricht aus, gibt es akuten Lehrermangel. Doch allein der Ruf nach zusätzlichem Personal wird der Herausforderung nicht gerecht. Die Studie legt offen, dass zwei Trends unsere Grundschulklassen immer heterogener machen: einerseits die Tatsache, dass deutlich mehr in Deutschland geborene Kinder von Zuwanderern eingeschult werden, mehr und mehr Flüchtlingskinder werden hinzukommen. Andererseits macht sich die Schließung von Förderschulen bemerkbar. Immer mehr Kinder mit Behinderungen gehen in die Regelschule.

Auf beide Entwicklungen sind die Pädagogen vor Ort fachlich nicht ausreichend vorbereitet worden. Die Inklusion war zwar gut gemeint, wurde aber denkbar schlecht umgesetzt. Auch der Förderbedarf, der bei Zuwandererkindern besteht, obwohl diese deutlich häufiger als früher Krippe und Kindergarten besuchen, ist unterschätzt worden. Die Kultusminister dürfen nach den miserablen Ergebnissen dieser Studie nicht zur Tagesordnung übergehen. Denn in der Grundschule wird das Fundament für den späteren Bildungserfolg gelegt.