Lufthansa sahnt ab

Kommentar

12.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr

Groß, größer, Lufthansa: Der Konzern mit dem Kranich sahnt ab, ist der große Gewinner der Air-Berlin-Pleite. Die Filetstücke der insolventen Fluggesellschaft, die ihr jahrelang mit Staatsgeld aus dem fernen Abu Dhabi Konkurrenz gemacht hatte, sollen jetzt quasi zum Schnäppchenpreis an Lufthansa gehen.

Mag Unternehmenschef Carsten Spohr auch feiern: Der Deal wirft jede Menge Fragen auf, die jetzt von den Kartellbehörden sorgfältig geprüft und beantwortet werden müssen. Wenn auf mancher innerdeutschen Strecke nur noch Lufthansa und ihre Billigflugtochter Germanwings fliegen würden, könnte von Wettbewerb keine Rede mehr sein. Das Fliegen würde wohl deutlich teurer werden. Deshalb sollten die Kartellbehörden sehr genau hinschauen und jede einzelne Strecke prüfen.

Das endgültige Aus von Air Berlin markiert eine tiefe Zäsur für den Luftverkehrsstandort Deutschland. Die Leidtragenden sind neben den Reisenden, die auf den Kosten für bereits gebuchte Tickets sitzen bleiben, vor allem die Beschäftigten. 3000 könnten bei Lufthansa und Eurowings anheuern, wenn auch zu deutlich schlechteren Konditionen. Für die übrigen 5000 ist die Zukunft ungewiss. Eine Zahl, die im Börsenjubel über die Lufthansa und ihren Coup unterzugehen droht.