Kommentar
FW hätten es verdient

Ein Kommentar von Stefan König

15.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:28 Uhr
Anhänger der Freien Wähler freuen sich auf der Wahlparty der Freien Wähler zur Landtagswahl über das Wahlergebnis und feiern Hubert Aiwanger, Spitzenkandidat und Partei-Chef der Freien Wähler in Bayern. −Foto: Lino Mirgeler (dpa)

So schnell kann es gehen. Noch vor ein paar Tagen hat CSU-Chef Horst Seehofer die absolute Mehrheit für möglich gehalten, nun, nach dem historischen Debakel, überwiegt bei seiner Partei die Erleichterung, nicht noch ins Bodenlose abgestürzt zu sein.

Immerhin: Die Christsozialen werden mit Markus Söder weiter den Ministerpräsidenten stellen und nur mit einem Partner koalieren müssen. Das Regieren im Freistaat wird indes schwieriger für die von fast grenzenlosem Selbstbewusstsein getriebene CSU. Die Zeit der Demut ist endgültig gekommen, denn die Dominanz der quasi Staatspartei ist gebrochen.

Der CSU ist, wie übrigens auch der SPD, das Gespür für die Sorgen und Nöte vieler Menschen verloren gegangen. Davon profitiert haben die Grünen, die AfD und auch die Freien Wähler (FW). Die Partei von Hubert Aiwanger steht kurz vor ihrem bisherigen Höhepunkt. Eine Regierungsbeteiligung wäre auch nicht unverdient, denn die Freien Wähler haben als Oppositionspartei wichtige Erfolge verzeichnen können. So geht die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium und der Verzicht auf Anwohnerbeiträge für den Straßenausbau auf ihr Konto. Eine Koalition aus CSU und Freien Wählern ist die wahrscheinlichste Variante, auch weil beide Parteispitzen aus ihrer Vorliebe füreinander kein Hehl gemacht haben.

Mittelfristig bleibt der CSU allerdings nichts anderes übrig, als ihr Personal auch auf die Zukunft auszurichten. Ein "Weiter so" darf es nicht geben. Söder gibt zwar den fleißigen Ministerpräsidenten, die Sympathien eines Landesvaters sind ihm noch nicht zugeflogen. Dennoch dürfte seine Position gesichert sein, auch mangels Alternative.

Viel spannender ist die Frage des Parteivorsitzes. Im Feuer steht, wie nicht anders zu erwarten war, Seehofer. Dabei ist es schon kurios, dass der Ingolstädter nun für alles herhalten muss. Vor ein paar Monaten hielt sich noch hartnäckig das Gerücht, dass Seehofer als Bundesinnenminister von München aus gesteuert sei. Nun ist zum Ende des Wahlkampfes immer wieder sein Eigensinn kritisiert worden. Das Söder-Lager sprach vom Seehofer-Malus. So leicht sollten es sich die CSU-Granden mit ihrer Analyse indes nicht machen.