Kommentar: Wichtiger denn je

Von Johannes Greiner

29.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:08 Uhr

Der Weltsicherheitsrat dauernd blockiert, die G7 wegen eines irrlichternden US-Präsidenten nicht mal mehr zu einem gemeinsamen Kommuniqué fähig - es wird langsam dünn mit den internationalen Gesprächsplattformen.

Umso wichtiger ist der G20-Gipfel, der heute beginnt, ausgerechnet im schwer kriselnden Argentinien.

Aber das entspricht nur der Weltlage: Es gibt von der Ukraine bis zu den Welthandels-Querelen mehr als genug Krisen. Miteinander reden, Kompromisslinien ausloten und Gräben überwinden ist wichtiger denn je. Und das G20-Format ist vielleicht der zukunftsträchtigste Rahmen dafür. Der Weltsicherheitsrat ist ein Kind des Zweiten Weltkriegs, die G7 sind ohne Russland ein exklusiver Klub der Industriestaaten des vergangenen Jahrhunderts. Die G20 dagegen sind ein Spiegelbild der neuen, multipolaren Welt.

Natürlich kann man einwenden, dass Mammutveranstaltungen wie der G20-Gipfel mehr kosten als bringen. Aber dieses Argument verfängt nicht mehr angesichts von engstirnigen Politikern wie Donald Trump, der internationale Politik bei jeder Gelegenheit torpediert und von der Welt nur noch wahrnehmen will, was seinem Verständnis nach den US-Interessen nutzt oder nicht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat im Bundestag vergangene Woche ein für ihre Verhältnisse leidenschaftliches Plädoyer für die Gegenposition gehalten, für eine Welt des Ausgleichs und internationaler Zusammenarbeit. Am G20-Gipfel wird man auch ablesen können, welche Sicht auf die Weltpolitik mehr Durchsetzungskraft hat.