Kommentar
Für dumm verkauft

21.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:48 Uhr

Der Brenner ist der schnellste und vor allem kürzeste Weg nach Italien.

Das wissen nicht nur die Touristen, die sich alljährlich auf dem Weg in den Sommerurlaub über den Alpenpass quälen. Das gilt auch für die Schiene: Schneller und kürzer geht es von Süddeutschland aus nicht. Das Problem ist allerdings, dass die Schieneninfrastruktur in weiten Teilen noch auf dem Stand des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist. Zumindest was den sogenannten Brennerzulauf auf bayerischer Seite betrifft.

Dabei führt an einer schnellen Schienenverbindung kein Weg vorbei: Alternative wäre einzig ein brutaler Ausbau der Autobahn zwischen München und der bayerisch-österreichischen Grenze - auf Kosten der Anwohner und völlig ohne Sinn. Denn die Tiroler würden zusätzliche Lkw nicht passieren lassen. Schon jetzt gibt es regelmäßig Ärger, wenn die Tiroler aus Umweltschutzgründen eine Blockabfertigung für Lkw ankündigen.

Zudem haben die Nachbarn ihre Hausaufgaben gemacht und die Bahn ausgebaut. Während die Strecke von der Grenze bei Kufstein bis Innsbruck bereits komplett modernisiert ist und derzeit die Arbeiten am Brennerbasistunnel auf Hochtouren laufen und auch die Italiener auf der Südseite des Brenners bauen, wird in Deutschland noch geplant.

Lange haben die Bundesverkehrsminister und die bayerische Staatsregierung die Anwohner mit dem Hinweis beruhigt, dass die Brennerbahnstrecke Brenner nicht ausgebaut werde, mit den Italienern klappe das ohnehin nicht. Wohl wissend, dass das nicht stimmt. Aber getragen vom Wunsch, nicht frühzeitig eine unangenehme Diskussion am Hals zu haben. Jetzt muss die Politik den Anwohnern klarmachen, dass es keine Alternative für einen Ausbau der Bahnstrecke gibt. Dumm nur, dass die Anrainerkommunen in den vergangenen Jahren viele neue Baugebiete ausgewiesen haben, die jetzt mit den Plänen für die Aus- und Neubaustrecke kollidieren.

Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Eine Lösung muss gefunden worden - es wird ein Kompromiss zwischen den Bedürfnissen der Anwohner und der europäischen Bedeutung der Verkehrsader sein.