Frankfurt
Kommentar: Der Geist von Frankfurt

12.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Es war vermutlich eine der cleversten Entscheidungen von Tesla-Chef Elon Musk, nicht nach Frankfurt auf die IAA zu kommen.

Denn sein Unternehmen wird inzwischen ähnlich gefeiert wie Apple – und die Absage des Elektroautobauers brachte ihm im Vorfeld der Messe sogar einen Extra-Medienrummel ein. Dass sich der gebürtige Südafrikaner obendrein noch einen Batzen Geld an Standgebühren spart, dürfte ihn wohl nur in zweiter Linie interessieren.

Vielmehr wird Musk mit großer Genugtuung beobachtet haben, wie sich die Deutschen derzeit abstrampeln, um auch endlich auf den Elektro-Zug aufzuspringen. Denn so richtig ernst nehmen wollte den E-Auto-Pionier noch vor ein paar Jahren – in der Prä-Dieselgate-Ära – kaum jemand. Das könne nicht klappen, unkten die Kritiker: Die Autos seien von minderer Qualität, viel zu schnell habe man die Stückzahlen erhöht. Doch bis jetzt sind die Prophezeiungen der Schwarzseher nicht eingetroffen. Technisch ging bislang kaum etwas schief. Und zum großen Entsetzen des ein oder anderen deutschen Ingenieurs scheint die maximale Minimierung von Spaltmaßen viele Kunden nicht wirklich zu interessieren. Die legen häufig mehr Wert auf Touchscreens und simple Bedienung.

Als VW-Chef Müller nun in Frankfurt seine Batterie-Produktionspläne verkündete und mit denen von Tesla verglich, tat er Musk einen Gefallen – denn in den meisten Berichten taucht nun auch Tesla auf. Musk ist trotz – oder besser gesagt gerade wegen seiner Abwesenheit – so etwas wie der Geist von Frankfurt. PR durch Schweigen – auf die Idee muss man erst mal kommen.