Der Dolmetscher geht

Kommentar

13.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

Dass der US-Präsident und sein Chefdiplomat früher oder später getrennte Wege gehen würden, war seit November bekannt. Überraschend jedoch ist der Zeitpunkt, zu dem Donald Trump Rex Tillerson entlassen hat: In wenigen Wochen soll das historische Treffen zwischen Trump und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-Un stattfinden.

Im Konflikt mit Nordkorea war es der Minister, der lange auf Diplomatie setzte, bis Trump ihn öffentlich wissen ließ, er verschwende seine Zeit.

Bemerkenswert ist, dass Tillerson einen Tag nach seiner Einschätzung entlassen wird, Russland stecke hinter dem Giftattentat in Großbritannien. Will Trump sich aus diesem Konflikt lieber heraushalten? Normalerweise trat Tillerson moderater auf als der Mann im Weißen Haus. Häufig musste er die Wogen glätten, nachdem der Präsident wieder einmal für Wirbel gesorgt hatte. Bei manchen Reden Trumps litt er sichtlich. Tillerson soll Trump in kleinem Kreis gar einen Idioten genannt haben.

Die Alliierten werden ihn vermissen. Tillerson fungierte als eine Art Dolmetscher, der dem Nato-Bündnis diplomatisch zu übersetzen versuchte, was Trump meint und was er vorhat. Sein Nachfolger, CIA-Direktor Mike Pompeo, ist hingegen aus demselben Holz geschnitzt wie sein Chef. Für die internationalen Krisen bedeutet das nichts Gutes.