Das muss Mut machen

Kommentar

11.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr

Brexit, US-Protektionismus, Hängepartie bei der Regierungsbildung: Allen Unwägbarkeiten zum Trotz gewinnt die Konjunktur in Deutschland immer mehr Schwung, startet die Wirtschaft mit Volldampf ins neunte Wachstumsjahr in Serie.

Die Auftragsbücher voll, der Mut der Unternehmen zu Investitionen so groß wie lange nicht, die Verbraucher dank Lohnzuwächsen und Rekordbeschäftigung in Kauflaune.

Auch in der EU und im Euro-Raum geht es bergauf. Weil das Wachstum in Deutschland inzwischen hauptsächlich durch die Inlandsnachfrage befeuert wird, verstummt auch die Kritik aus Brüssel und Paris am deutschen Exportüberschuss. Ebenso übrigens die Kritik aus Deutschland an EZB-Präsident Mario Draghi, hat dessen Politik die Erholung doch ermöglicht. Dass die brummende Konjunktur dem deutschen Staat zudem einen Überschuss von fast 40 Milliarden Euro beschert, bringt die potenziellen Regierungspartner in eine traumhafte Startsituation und sollte Union und SPD eigentlich zu Reformen ermutigen.

Doch von einem großen Wurf, einer echten Steuerreform etwa, ist nichts zu erkennen. So richtig es ist, die vollen Kassen zu nutzen, um echte soziale Härten abzufedern, so sinnlos und kontraproduktiv sind Wohltaten mit der Gießkanne oder neue Bürokratie- und Regulierungshürden für die Unternehmen. Das beste Rezept gegen Armut und soziale Spaltung sind gut bezahlte Jobs. Und das beste Rezept gegen Fachkräftemangel ist eine Bildungsoffensive, um die Jugend fit zu machen.