Kommentar
Viel Arbeit für Audi

Ein Kommentar zum Fall Rupert Stadler von DK-Chefredakteur Stefan König

02.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:33 Uhr
Audi-Chef Rupert Stadler im DK-Gespräch. −Foto: Horst Richter

Seit Dienstagnachmittag ist Rupert Stadler bei VW und Audi Geschichte. Das ist insofern ein trauriger Tag, weil der gebürtige Tittinger während seiner elf Jahre an der Spitze der vier Ringe immer auch das Wohl der Region im Auge hatte. Stadler hat den Aufstieg Audis zur Premiummarke maßgeblich geprägt, deshalb wäre ihm ein würdiger Abschied zu wünschen gewesen. Wie der inhaftierte Ex-Audi-Chef in den Abgasskandal verwickelt war, klärt aktuell die Justiz.

Auch wenn es im Sinn des Unternehmens vollkommen richtig ist, das Arbeitsverhältnis nun zu beenden, so fällt schon auf, wie schnell sich auch einstige Weggefährten von ihm losgesagt haben. Der oft zitierte Satz von der geltenden Unschuldsvermutung scheint für manche längst überholt.

Wie geht es aber in Ingolstadt weiter? Audi benötigt für den Neustart möglichst schnell eine klare Ordnung. Bram Schot darf wohl weiter nur den Interimschef geben. Dabei kommt der Vertriebsvorstand bei der Belegschaft sehr gut an. Schot packt an und spricht Klartext. Und: Der Niederländer verbreitet Aufbruchsstimmung. Weil noch unklar ist, wann der ehemalige BMW-Vorstand Markus Duesmann seinen Dienst im VW-Reich antreten kann, muss Schot nicht mit einer schnellen Abberufung rechnen. Ruhe und Kontinuität sind nun besonders wichtig. Denn Audi steht vor schweren Zeiten. Der Absatz bricht wegen der WLTP-Thematik dramatisch ein. In der Chefetage laufen die Planungen für die kommenden Jahre. Welche Modelle müssen mit welchen Antrieben in welchen Stückzahlen produziert werden? Wie geht es mit dem pilotierten Fahren weiter? Wie sieht die Rolle Audis im Konzern aus?

Dazu steht in der Technischen Entwicklung wegen der Erkrankung von Peter Mertens im November der fünfte Chefwechsel in fünf Jahren bevor. VW-Mann Hans-Joachim Rothenpieler - er gilt eher als Qualitätsfachmann denn als Entwickler - dürfte mit seinen 61 Jahren nur eine Übergangslösung sein.

Umso wichtiger ist es deshalb, dass die Personalie Stadler vom Tisch ist und die Weichen Richtung Neuanfang gestellt sind. Audi hat seit Aufdeckung des Dieselbetrugs Kredit bei den Kunden verloren und die eigene Mannschaft zutiefst verunsichert, während die internationale Konkurrenz weiter Gas gibt . Der neue Chef muss also an vielen Fronten kämpfen.