Ingolstadt
Sippenhaft

Ein Kommentar zum Bahnstreik von Christian Fahn

10.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:03 Uhr
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat nach abgebrochenen Tarifgesprächen zu einem bundesweiten Warnstreik aufgerufen. −Foto: Jörg Carstensen

"Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will." Die Zeilen aus dem wohl bekanntesten deutschen Arbeiterkampflied passen selten besser als dann, wenn die Bahn bestreikt wird. Nichts ging mehr gestern auf den Schienen in weiten Teilen Bayerns. Neben den Fahrgästen der Deutschen Bahn (DB) - dem eigentlichen Ziel des Warnstreiks der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) - waren auch die zahlreicher anderer Bahnunternehmen wie der Bayerischen Regiobahn und Agilis betroffen.

Genau an dieser Stelle beginnt das Problem: Die EVG befindet sich in einer tariflichen Auseinandersetzung mit der DB.Die DB ist allerdings nicht nur der Betreiber von Fern- und Regionalzügen, auch das Schienennetz wird von den Mitarbeitern der Staatsbahn betreut. Und die haben im Zuge des Warnstreiks praktisch alle Signale auf Halt gestellt. Letztlich hat die EVG damit die übrigen Bahnunternehmen in Sippenhaft genommen.

Für einen ersten Warnstreik war das schlichtweg überzogen. Zumal die EVG auch noch die Informationsschalter an vielen Bahnhöfen gezielt bestreikt hat. Sicher ist, dass sich die Gewerkschaft mit diesem Auftreten die Solidarität vieler Fahrgäste verscherzt hat.

Allerdings haben alle Bahnunternehmen bei dem Streik ein klägliches Bild abgegeben: Dass die Bahn angesichts des Streiks nicht besonders detailliert über ihre Züge Auskunft geben könnte, war von vorne herein klar. Peinlich war allerdings das, was zum Beispiel die Bayerische Regiobahn abgeliefert hat: Die Internetseite war chronisch überlastet, die App auf dem Smartphone lieferte zeitweise keine Daten. Möglicherweise haben die Verantwortlichen nicht erkannt, wie wichtig Echtzeitinformationen gerade in einem solchen Augenblick sind.