Audi braucht Klarheit

Von Stefan König

30.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:07 Uhr

Droht Audi jetzt eine Hängepartie bei der Berufung eines neuen Vorstandsvorsitzenden?

Gut möglich, denn die nebulöse Botschaft nach der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag lässt Raum für Interpretation und Spekulation. Offiziell hieß es nur: "Es gibt kein Ergebnis zu melden. " Offenbar herrscht bei den Aufsehern noch Klärungsbedarf, was schon verwundert. Denn intern schienen die Weichen für Bram Schot als Nachfolger Rupert Stadlers gestellt. Selbst die Pressemitteilung soll schon vorbereitet gewesen sein.

Die neuerliche Diskussion um den Posten an der Spitze der vier Ringe ist kein Vertrauensbeweis für Schot. Dabei benötigt Audi möglichst schnell Klarheit, wer das Unternehmen in Zukunft führen soll. Denn die Probleme sind nach wie vor gewaltig. Die Aufarbeitung des Diesel-Skandals ist noch nicht abgeschlossen, und das neue Prüfverfahren WLTP hat der Marke mit den vier Ringen zuletzt katastrophale Absatzzahlen beschert. Darüber hinaus fordert die digitale Transformation die Autobauer weltweit. Wer nicht Schritt hält, droht den Anschluss zu verpassen.

Seit dem 19. Juni leitet Schot das Unternehmen kommissarisch und das in einer Art, die in der Belegschaft ankommt. Der Niederländer verwaltet nicht, sondern gestaltet. Seine Worte erreichen die Mitarbeiter und wabern nicht nur als Hülsen durch Hallen und Büros. Wenn altgediente Audianer von Aufbruchstimmung sprechen, dann trifft das das Klima, das Schot verbreitet, sehr gut. Diesen Rückenwind sollte das Unternehmen eigentlich nutzen, um die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft anzugehen.

Solange indes an der Spitze keine Ruhe einkehrt, wird auch die Belegschaft die Köpfe nicht freibekommen. Was ist, wenn der nächste Audi-Chef doch nicht Schot heißt und wichtige Entscheidungen wieder auf den Prüfstand kommen? Dann hätte Audi kostbare Zeit verloren und sich mit der Hängepartie einen Bärendienst erwiesen.