Ingolstadt
Schot steht in der Pflicht

Ein Kommentar von Chefredakteur Stefan König

12.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:02 Uhr
Bram Schot, Audi-Vertriebsvorstand, nimmt an der Bilanz-Pressekonferenz des Fahrzeugherstellers teil. Audi hat Schot zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannt. −Foto: Armin Weigel

Bei seinem Einstand hat Bram Schot gleich einmal das Tempo erhöht. Eigentlich sollte der erste Elektrowagen mit vier Ringen auf dem Kühlergrill in Brüssel vorgestellt werden.

Als Schot dann über Nacht Interimschef bei Audi wurde, sagte er als eine seiner ersten Amtshandlungen den Termin in Belgien ab und wählte San Francisco als neue Bühne für den Hoffnungsträger der Ingolstädter. Ein Kampfansage an Tesla, den selbst ernannten Elektroauto-Pionier aus dem Sillcon Valley, und eine Botschaft an die rund 90 000 Mitarbeiter weltweit, die da lautete: "Alles kommt auf den Prüfstand. Ein Weiter so wird es nicht geben."

Seit gestern ist klar, dass Schot auch offiziell der neue starke Mann in der Audi-Zentrale sein wird. Dabei ist der 57-jährige Manager nur die zweite Wahl gewesen, glaubt man gut informierten Kreisen. Offenbar war sich VW-Chef Herbert Diess ziemlich sicher, den ehemaligen BMW-Manager Markus Duesmann schnell als Nachfolger von Rupert Stadler nach Ingolstadt lotsen zu können. Doch der Rivale aus München ließ nicht mit sich reden, mit der Folge, dass Duesmann noch bis 2020 für einen Job in Ingolstadt nicht in Frage kommt.

Dafür darf sich nun also der ehemalige Audi-Marketingvorstand beweisen. Und das ist eine nachvollziehbare Entscheidung. Seine unkomplizierte Art kommt in der Belegschaft an. Kurzum: Schot genießt das Vertrauen der Mannschaft. Das ist auch wichtig, denn Schot muss Themen wie WLTP, Diesel-Skandal und E-Mobilität anpacken und möglichst schnell lösen. Wobei das Ende der Talfahrt bei den Absatzzahlen noch lange nicht in Sicht ist. Das neue Jahr wird Audi vielmehr noch näher an die Schmerzgrenze führen. Die fetten Jahre sind endgültig vorbei.

Die Sorge bei den Audianern ist deshalb groß, dass die Marke mit den vier Ringen nach dem heimatverbundenen und bestens vernetzten Rupert Stadler im VW-Reich an Bedeutung verliert. Schot muss Audi auch im Konzern selbstbewusst vertreten. Und nicht zuletzt müssen sich auch Ingolstadt und die Region auf Audi als Partner weiter verlassen können.