Dicke Luft bei Audi

Von Stefan König

10.10.2018 | Stand 05.11.2018, 3:34 Uhr

Audi kommt nicht zur Ruhe. Vor zwei Wochen auf der Betriebsversammlung hat der Betriebsrat seine Forderung nach einem Neustart untermauert, nun hängen schon wieder Gewitterwolken über dem Werk. Und wieder hat sie das Unternehmen selbst verursacht.

Dass die Arbeitnehmer für Fehler des Managements büßen müssen, damit hat sich die Belegschaft wohl oder übel schon abgefunden. Dass nun aber auch im Schnellschuss weitere Einschnitte beschlossen wurden, ohne mit den Arbeitnehmervertretern zu sprechen (ausführlicher Artikel), ist eine offene Provokation. Der Wegfall einer Schicht ist schließlich keine Lappalie.

Da hilft es auch nichts , wenn gestern von Seiten des Unternehmens schnell beschwichtigt worden ist. Aber selbst wenn es nur ein Missverständnis war, so bleibt die Frage, wer bei so einem sensiblen Thema ungehindert den Holzhammer ausgepackt hat. Personalleitung? Werkleitung? Produktionsleitung? Eigentlich ist die Antwort darauf zweitrangig, denn die Folge ist verheerend: Wieder hat das Unternehmen ein Stück Vertrauen verspielt, diesmal das seiner Mitarbeiter.

Dabei sind die Herausforderungen der Zukunft wie E-Mobiltät und Digitalisierung eh schon gewaltig, da sollte eigentlich die Zeit der internen Querelen vorbei sein. Das Unternehmen benötigt seine Energie an anderer Stelle. Die Folgen des WLTP-Desasters werden Audi nämlich noch eine Zeit lang belasten. Die letzten Absatzzahlen haben einen Vorgeschmack gegeben. Daher ist es um so wichtiger, flexible Fahrweisen bei der Fertigung zu planen. Dazu können auch unpopuläre Entscheidungen, wie der Wegfall einer Schicht, zählen. Dies muss indes im Dialog mit den Betroffenen beziehungsweise deren Vertretern geschehen. Dass die Audianer auch in schwierigen Zeiten zusammenhalten, haben sie doch immer wieder bewiesen.