Söder: "Corona unter Kontrolle"

05.05.2020 | Stand 23.09.2023, 11:55 Uhr
WährendMarkus Söder die Sicherheitsauflagen betont, spricht Hubert Aiwanger (l.) von Schritten zur Normalität. −Foto: Hoppe, dpa

München - Anderthalb Monate hatte das Corona-Virus Bayern fest im Griff und hat dabei das öffentliche Leben praktisch zum Erliegen gebracht.

 

Doch der Freistaat scheint endlich wieder die Oberhand zu gewinnen: "Jetzt ist Corona unter Kontrolle", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gestern, nachdem sich das Kabinett auf einen Corona-Exit-Plan verständigt hat. "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für ein vorsichtiges Öffnen", sagte Söder, der sich nach eigenem Bekunden auf die aktuellen Zahlen zum Infektionsgeschehen und den Rat der Experten verließ: Gerade einmal noch 6400 aktuell Infizierte gebe es im Moment in Bayern, so Söder. Und seit letzter Woche habe sich auch diese Zahl halbiert. "Die Erfolge sind eindeutig sichtbar", sagte Söder. Und: "Wir haben Bayern gut beschützt. " Doch so, wie man hierzulande schneller als andere harte Maßnahmen getroffen habe, so wolle man bei den nun vertretbaren Lockerungen Vorsicht walten lassen, machte Söder klar. "Wir machen es nicht überstürzt, in Stufen, mit hohen Sicherheitsauflagen. " Man mache "keine plumpe Öffnung. Das was wir machen, ist ja ein Modell", ein "langfristiger, in sich geschlossener, vorsichtiger Plan", ein "Konzept, kein Stückwerk", betonte er immer wieder.

Politisch muss Söder, der vom Ergreifen der schnellen harten Maßnahmen in Bayern enorm profitiert hat, nun extrem vorsichtig agieren. Das zeigt auch eine Umfrage von Sat. 1Bayern: Demnach fühlt sich eine Mehrheit der Bayern von den Einschränkungen zur Eindämmung des Corona-Virus nicht übermäßig belastet: 53 Prozent geben in der Befragung an, weniger stark oder so gut wie gar nicht belastet zu sein. Allerdings: 44 Prozent fühlen sich stark oder sogar sehr stark belastet. Corona treibt einen Keil in die Gesellschaft, teilt sie in die eine Hälfte, die offenbar recht gut über die Runden kommt, und die andere Hälfte, in der Finanzprobleme und Zukunftsangst rasant zunehmen. Denn längst knirscht es im Gebälk der Wirtschaft, Söders Koalitionspartner in Person von Vize-Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) drängelt seit längerem: Er wolle der Wirtschaft nicht beim Sterben zusehen, wie er wissen lässt - und zwei Millionen Kurzarbeiter in 120000 bayerischen Betrieben seien eine deutliche Zahl. Vor allem auch um die Wirtshäuser sorgt sich Aiwanger - für ihn sei "die Gastronomie systemrelevant, für die Gesellschaft, für das Miteinander", da gehe es um nichts weniger als "die Seele Bayerns". Deshalb sieht er nun im weiß-blauen Exit-Fahrplan "große Schritte zur Normalität". Die Kommunen bittet er, großzügig zu den Wirten zu sein, was die Außenbereiche angeht, und "den lieben Gott" bittet er "um schönes Wetter". Auch Schulminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hält den Fahrplan für "wohlausgewogen", Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) freut sich für die Kinder, die sich schon lange nach den Freunden sehnen und nun eine Perspektive haben. Und Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) gelobt, sich von Schwankungen nicht aus dem Konzept bringen zu lassen - was dann allerdings doch Sprengkraft hat: Denn Söder will all die Lockerungen jederzeit zurückdrehen oder regional Maßnahmen verschärfen können, wenn sich das Infektionsgeschehen verschlechtert. Objektive Kennzahlen allerdings nannte Söder nicht, macht aber klar, sich an dem orientieren zu wollen, was Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dem Vernehmen nach erarbeiten möchte: Ein Regelwerk, wonach bei einem erneuten exponentiellen Wachstum der Infektionszahlen die Maßnahmen auf regionaler Ebene erneut verschärft werden müssten.

DK

Alexander Kain