Berlin
Grüne: Kein Wissen über Obdachlose

26.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:22 Uhr

Berlin (DK) Die Grünen werfen der Bundesregierung mangelndes Engagement und fehlendes Wissen im Kampf gegen Obdachlosigkeit vor.

Es sei schlicht unfassbar, dass die Koalition in der steigenden Zahl der Wohnungslosen keinen Handlungsbedarf sehe, sagte Chris Kühn, wohnungspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, am Freitag im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion.

Er beruft sich dabei auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage seiner Fraktion, die unserer Berliner Redaktion vorliegt. Darin räumt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales ein, sich nicht auf eigene Informationen zur Zahl der Obdachlosen stützen zu können. Stattdessen verweist das Ministerium auf Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, die es aber als "mit großen Unsicherheiten behaftet" bezeichnet. Demnach seien 2016 bundesweit in rund 860000 Fällen Personen zeitweise oder dauerhaft wohnungslos gewesen. Allerdings beinhalte die Statistik auch anerkannte Flüchtlinge, die in der Regel in eigens geschaffenen Unterkünften untergebracht waren. Daher schätzt die Bundesregierung die Zahl auf 420000. Sie weist die Auffassung der Grünen zurück, dass Wohnungslosigkeit "längst kein Randproblem" mehr sei. Selbst nach der Schätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft "wäre in der Bundesrepublik lediglich rund ein Prozent der Bevölkerung wohnungslos", so das Bundesarbeitsministerium. Wolfgang Strengmann-Kuhn (Grüne) nennt diese Bewertung einen "Skandal". Man dürfe Wohnungs- und Obdachlosigkeit nicht als Randphänomen abtun.