Brüssel
Super-Spreader Weihnachten: EU-Kommission mahnt zur Vorsicht

02.12.2020 | Stand 11.12.2020, 3:33 Uhr
Weihnachtsbaum und Pyramide stehen auf dem Markt im sächsischen Annaberg-Buchholz. −Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Möglichst wenige Menschen beieinander, vorher und nachher Quarantäne: So lautet die Empfehlung aus Brüssel für die Feiertage. Die deutschen Regeln sind lockerer. Aber die EU-Empfehlung sei richtig, sagt der Gesundheitsminister.

An Weihnachten fordert die EU-Kommission wegen Corona höchste Vorsicht und Selbstdisziplin.

„Wir wollen Weihnachten nicht absagen“, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Mittwoch. „Aber wir können nicht das Risiko eingehen, dass Weihnachten oder die Feiern zu Neujahr Super-Spreading-Events werden.“

Die Kommission empfahl strikte Beschränkungen über die Feiertage - während Deutschland einige Lockerungen zulässt.

In Empfehlungen der Kommission heißt es, sollte überhaupt eine Lockerung der Regeln für Zusammenkünfte erwogen werden, dann nur mit strikten Quarantäneauflagen für mindestens sieben Tage davor und danach. Kontakte sollten an den Festtagen möglichst auf immer dieselben Personen beschränkt und reduziert werden. Die EU-Staaten sollten eine Verlängerung der Schulferien oder des Online-Unterrichts nach den Feiertagen erwägen, um das Infektionsrisiko zu begrenzen.

Deutschland will nach den Absprachen von Bund und Ländern über die Feiertage einige Beschränkungen lockern. Statt fünf Personen sollen dann zehn Menschen aus verschiedenen Haushalten zusammenkommen dürfen. Im Nachbarland Belgien gab es daran bereits Kritik.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte in einer Pressekonferenz mit Kyriakides, die Kommission unterbreite nur Empfehlungen. Aber es sei richtig, sich mit so wenigen Menschen wie möglich und idealerweise nur aus einem Haushalt zu treffen und vorher und nachher Kontakte weitestgehend zu beschränken. Er verstehe nicht, dass dies nur mit staatliche Zwang gehen sollte. Einheitliche Vorgaben für alle EU-Staaten fände er „nicht hilfreich“, weil die Lage verschieden sei.

Die EU-Kommission sieht auch ein Problem in den erwarteten Reisen über die Feiertage. „Flughäfen, Busbahnhöfe, Bahnhöfe, öffentlicher Verkehr, Tankstellen und Rastplätze gehören zu den Orten, wo Reisende dem Virus in der Luft und auf Oberflächen ausgesetzt sein können“, warnt die Behörde. An solchen Orten sollten Hygiene- und Abstandsregeln strikt eingehalten werden.

Geraten wird den EU-Staaten, die Kliniken auf höhere Patientenzahlen einzurichten. „Angesichts der hohen Wahrscheinlichkeit, dass Covid-19-Fälle bei einer Lockerung von Maßnahmen über die Festtage zunehmen, sollten die EU-Staaten sicherstellen, dass ihr Gesundheitssystem für eine mögliche Zunahme der Aufnahmezahlen bereit ist“, heißt es in den Empfehlungen. Dazu sollten unter anderem spezielle Dienstpläne aufgestellt werden.

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC warnte, würden Corona-Auflagen kurz vor Weihnachten gelockert, könnte es zu einer Zunahme von Klinikeinweisungen in der ersten Januarwoche kommen. Nehme man die Beschränkungen Anfang Dezember zurück, könnte dies sogar während der Weihnachtsfeiertage geschehen, sagte ECDC-Direktorin Andrea Ammon. „Es ist jetzt nicht die Zeit, die Maßnahmen zu lockern.“

Italien will die Corona-Beschränkungen für die Zeit um Weihnachten und Silvester sogar verschärfen, wie Gesundheitsminister Roberto Speranza ankündigte. Reisen zwischen Regionen und auch zwischen Fahrten zwischen Kommunen sollten begrenzt werden. „Wir müssen den Kontakt zwischen den Menschen so weit wie möglich einschränken.“ Andernfalls stehe im Januar und Februar „eine dritte Welle vor der Tür“, warnte er.

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dpa