Berlin
"Das macht einen fassungslos"

Bundesverkehrsminister Dobrindt über das Zugunglück bei Bad Aibling

09.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) informierte sich gestern an Ort und Stelle über das schwere Zugunglück bei Bad Aibling. - Foto: Barth/AFP

Berlin (dk) Verkehrsminister Alexander Dobrindt über die schockierenden Eindrücke am Unfallort und die möglichen Ursachen des Zugunglücks.

Herr Dobrindt, Sie waren selbst am Schauplatz des schweren Zugunglücks bei Bad Aibling - welche Erkenntnisse und Eindrücke haben Sie gewonnen?

Alexander Dobrindt: Unsere Gedanken und unsere Gebete sind bei den Opfern und Angehörigen. So eine Katastrophe mit vielen Toten und Verletzten macht einen fassungslos. Das ist ein schreckliches Unglück. Die Bilder und Eindrücke am Unglücksort waren schockierend. Bei dem Zusammenstoß mit hoher Geschwindigkeit hat sich ein Zug in den entgegenkommenden regelrecht hineingebohrt. Die beiden Triebwagen haben sich ineinander verkeilt und sind völlig zerstört. Das ist ein schwarzer Tag in der Geschichte des Eisenbahnverkehrs.

 

Wie lief die Bergung in diesem schwierigen Gelände ab?

Dobrindt: Die Rettungs- und Sicherheitskräfte haben hier unter schwierigsten Bedingungen in einer Extremsituation hervorragende und hochprofessionelle Arbeit geleistet. Die Verletzten mussten zum Teil mit Seilwinden geborgen und mit Hubschraubern abtransportiert werden. Das alles hat in einer beeindruckenden Art funktioniert. Wir sind den Rettungskräften und der Polizei zu tiefem Dank verpflichtet. Auch unsere österreichischen Nachbarn haben uns nach Kräften unterstützt und Verletzte in ihren Kliniken aufgenommen.

 

Die Züge sollen mit hoher Geschwindigkeit aufeinander zugerast sein. Gibt es schon Hinweise auf die mögliche Unglücksursache?

Dobrindt: Nein, hier müssen wir die genauen Ermittlungen und Untersuchungen abwarten. Da verbietet sich jede Spekulation. Zwei der Blackboxes der Züge mit den Aufzeichnungen der Daten sind geborgen. Wir erwarten uns von diesen Aufzeichnungen Aufschluss über die Zeit vor dem Unglück und den Unfallhergang. Dann lassen sich Rückschlüsse auf die Ursachen für diese Katastrophe ziehen. Jetzt ist es dafür noch zu früh.

 

Die Strecke ist auf diesem Abschnitt über mehrere Dutzend Kilometer eingleisig. Dort gibt es ein Sicherheitssystem, das Züge im Notfall stoppen soll. Ist eine solche eingleisige Streckenführung wirklich sicher und heute noch zeitgemäß?

Dobrindt: Die eingleisigen Strecken in Deutschland sind alle mit PZB 90 gesichert, einem speziellen Sicherheitssystem, das Züge ohne Berechtigung auf diesen Strecken bremst. Das System wurde nach dem schweren Zugunglück im Januar 2011 bei Magdeburg in Sachsen-Anhalt flächendeckend in Deutschland eingeführt. Die Bahn hat versichert, dass dieses Sicherheitssystem auf der Strecke in Oberbayern bei Bad Aibling gerade erst routinemäßig geprüft worden ist und voll funktionsfähig war.

 

In der Vergangenheit hatte es Meldungen über Qualitätsprobleme bei dem privaten Zugunternehmen, der bayerischen Oberlandbahn, gegeben . . .

Dobrindt: Es gibt keine Erkenntnisse darüber, dass die Probleme der Zugverspätungen des Unternehmens aus der Vergangenheit mit sicherheitsrelevanten Fragen zu tun haben.

 

Gibt es Hinweise darauf, dass ein Anschlag Ursache des Unglücks gewesen sein könnte?

Dobrindt: Nein, es gibt dazu keinerlei Hinweise. Wir müssen die Prüfungen abwarten, ob ein menschliches oder ein technisches Versagen zu dieser Katastrophe geführt hat oder womöglich eine Kombination aus beidem.