Tore aus dem Nichts gehören zum Fußball-Alltag. Plötzliche Vertragsauflösungen bei nicht erfolgreichen Trainern ebenfalls. Verlängerungen von Arbeitspapieren, die nur schwer zu erahnen waren, bedeuten aber eine Seltenheit.
Mit der Ausdehnung des Kontrakts von Bundestrainer Julian Nagelsmann bis nach der EM 2028 überraschte der DFB im positiven Sinne, beschenkte damit die deutschen Fans und pünktlich zu seinem 125. Geburtstag auch gleich noch sich selbst.
Dass dieses Geschenk den DFB teuer kommen dürfte? Nicht weiter tragisch, dem Verband sollte es finanziell besser gehen, als er es die Öffentlichkeit glauben lässt. Viel wichtiger: Die Verlängerung mit Nagelsmann ist ein positives Signal nach innen sowie an die Konkurrenz und wird sich auf Strecke noch stärker auszahlen.
Nagelsmann hat dazugelernt – und kann sich noch entwickeln
Der Höhenflug des 37-Jährigen in den vergangenen Monaten ist umso bemerkenswerter, weil Nagelsmann nach seiner Entlassung bei den Bayern – ob diese nun gerechtfertigt war oder nicht – mit einem veritablen Kratzer beim DFB angetreten war. Nagelsmann ist noch immer authentisch, aber nicht mehr so flapsig wie zu Münchner Zeiten. Er formte bei der Nationalelf aus einem Trümmerhaufen eine Mannschaft, die diese Bezeichnung um ein Vielfaches mehr verdient, als es sich die Turnier-Teams zuvor durch den gleichnamigen Werbeslogan auf die Fahnen beziehungsweise den Bus schrieben. Nagelsmann wurde nach Hansi Flick als Feuerwehrmann geholt, ist aber längst zum Vollblut-Bundestrainer geworden.
Auch Nagelsmann wird an Titeln gemessen
Dass das Team wieder ein solches ist, ist sein bislang größter Erfolg. Auf Dauer reichen wird das aber weder Nagelsmann noch der nach wie vor – oder wieder – stolzen Fußball-Nation Deutschland. Am Ende geht es um Titel, was Nagelsmann schon im Sommer 2024 emotional klarmachte.
Die Chancen auf Pokale haben sich durch seine Vertragsverlängerung zwar nicht automatisch vervielfacht. Ein kräftiger Windstoß für den Glauben daran war sie aber allemal. Und falls Nagelsmann seine Lernfähigkeit beweist und taktische Fehler wie beim EM-Viertelfinale gegen Spanien vermeiden kann, steht der DFB-Elf eine goldene Zukunft bevor.
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