Nach dem 2:1 gegen Leipzig ist die Erleichterung bei Borussia Dortmund und Trainer Sahin groß. Doch es gibt neue Verletzungssorgen. Nachhaltig aus der Krise findet der BVB zudem nur auswärts.
Kurze Erleichterung, neue Sorgen: Die Herausforderungen für Borussia Dortmunds leidgeprüften Chefcoach Nuri Sahin werden trotz des wichtigen fünften Siegs im fünften Saison-Heimspiel nicht geringer. Nach dem ausgelassen gefeierten 2:1 (1:1) gegen den Tabellenzweiten RB Leipzig bangt der BVB um den Einsatz von gleich vier weiteren Spielern in der Champions League am Dienstag (21.00/DAZN) gegen Sturm Graz.
„Das würde mich nicht mehr überraschen, wenn jetzt noch einige dazukommen würden“, haderte Sahin nach dem couragierten Auftritt seines Rumpfkaders. Insbesondere bei Marcel Sabitzer, der wegen muskulärer Probleme runter musste, sind die Sorgen groß. Auch Ramy Bensebaini, Jamie Gittens und Felix Nmecha sind laut Sahin angeschlagen.
„Gehen auf dem Zahnfleisch“
Auch wenn ein bis drei verletzte Spieler zur Pflicht-Aufgabe gegen Graz zurückkehren dürften, könnte die Ausfallliste somit sogar noch wachsen. „Wir gehen da auf dem Zahnfleisch. Wir müssen uns irgendwie mit dieser Verletztenmisere in die Länderspielpause retten“, sagte Sahin weiter. Neben dem Spiel am Dienstag steht zuvor in der Liga noch die eklige Auswärtsaufgabe am Samstag beim FSV Mainz an. Bensebaini wird dann sicher fehlen. Der wiedererstarkte Linksverteidiger sah gegen Leipzig seine fünfte Gelbe Karte.
Schon gegen Leipzig fehlten den Dortmundern zehn Akteure, die Bank war bis auf Donyell Malen mit lauter namenlosen Spielern aus dem Drittligateam besetzt. Die Befürchtungen waren entsprechend groß, dass der Druck auf Sahin nach zuvor drei Pflichtspiel-Niederlagen am Stück weiter zunimmt. „Auch wenn wir gerade auf dem Zahnfleisch gehen, haben die Jungs Vollgas gegeben. Das tut sehr, sehr gut“, bekannte Sahin.
BVB-Sportdirektor Kehl: „Sieg für Nuri und sein Trainerteam“
Nicht wenige Beobachter sahen in dem kämpferisch starken und couragierten Auftritts des Dortmunder Not-Teams gegen allerdings auch harmlose und extrem enttäuschende Gäste ein Statement. „Das ist natürlich auch ein Sieg für Nuri und sein Trainerteam“, sagte etwa Sportdirektor Sebastian Kehl. Fünf Heimsiege in Serie zum Start schaffte als Trainer in Dortmund zuvor nur der jetzige Leipziger Coach Marco Rose - bei ihm waren es am Ende sogar sieben.
Nationalverteidiger Nico Schlotterbeck betonte denn auch, wie sehr die Mannschaft hinter dem erst 36 Jahren alten Sahin stehe: „Der Matchplan war überragend und den haben wir diesmal auch gut umgesetzt. Der Trainer macht für mich einen Wahnsinns-Job.“
Kehl nutzte den Moment auch für werbende Hinweise in eigener Sache. „Das zeigt, dass wir zusammen stehen. Das zeigt, dass der Kader intakt ist“, sagte der Ex-Kapitän. Zuletzt hatte es auch deutliche Kritik an der Kaderzusammenstellung gegeben. Das Aufgebot ist zu klein, um in allen Wettbewerben den Ansprüchen entsprechend performen zu können. Fallen bestimmte Spieler aus, brechen komplette Team-Attribute wie etwa Schnelligkeit weg. „Ich habe an dieser Mannschaft keinen Zweifel. Wir hatten heute eine tolle Mannschaft auf dem Platz“, sagte Kehl nun aber mit einer Spur Genugtuung.
Weitere Schritte müssen folgen - vor allem auswärts
Das Wort „aber“ bleibt jedoch. Durch den Sieg gegen Leipzig hält Dortmund in der Tabelle den Kontakt zu den Champions-League-Rängen - die Qualifikation für die Gelddruckmaschine der UEFA ist das Kriterium, das letztlich über den Job jedes BVB-Trainers entscheiden wird. Aber dies ist nur ein erster Schritt aus der Krise.
Patzt der Rumpfkader am Dienstag gegen Graz, wäre die tolle Ausgangslage nach den beiden Auftaktsiegen erst einmal verspielt. Selbst wenn die Heimserie aber hält - bislang gewannen die Westfalen jedes Heim-Pflichtspiel in dieser Saison - droht in der Bundesliga neues Ungemach. Denn auswärts bekommt Dortmund aktuell so gut wie nichts hin. In der Liga steht ein kümmerliches Pünktchen aus vier Spielen zu Buche.
„Die Energie und die Fans geben uns den letzten Extra-Push“, sagte Schlotterbeck zur Heimstärke. Ohne diese Wucht der gut 80.000 im Rücken geht dagegen kaum was. Warum das so ist, konnte Kehl indes auch nicht beantworten. „Das ist eine berechtigte Frage“, sagte der 44-Jährige. „Wir werden uns das natürlich anschauen.“ Die Antwort werden die Spieler auf dem Platz geben müssen. „Siege helfen natürlich, um Ruhe reinzubringen“, sagte Kehl.
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