Vierter, Zweiter, Dritter - und ganz viel Frust. In der Nations League gab es noch keine großen deutschen Erfolgserlebnisse. Ein Rückblick zeigt, dass sogar manches richtig schiefging.
Deutschland und die Nations League, das passte bislang überhaupt nicht zusammen. Alle drei Auflagen des noch jungen UEFA-Wettbewerbs endeten seit 2018 für die Fußball-Nationalmannschaft mit Enttäuschungen. Das Finalturnier wurde noch nie erreicht.
Das soll sich bei der vierten Auflage ändern. Das hat Bundestrainer Julian Nagelsmann klargemacht. Los geht es am Samstag (20.45 Uhr/ZDF) in Düsseldorf gegen Ungarn. Die weiteren Gruppengegner sind die Niederlande und Bosnien-Herzegowina. Doch was lief in der Vergangenheit schief?
Missratene Premiere 2018
Fußball-Deutschland knabbert mächtig am historisch frühen WM-K.o. in Russland. Joachim Löw darf im Herbst 2018 als Bundestrainer aber weitermachen. Der neue Wettbewerb Nations League soll zur Konsolidierung beitragen. Ein 0:0 gegen Weltmeister Frankreich zum Start wird als erster Schritt gefeiert. Doch es folgen bittere Niederlagen: 0:3 in den Niederlanden, 1:2 in Frankreich und zum Abschluss noch ein 2:2 gegen Holland.
Das heißt: Platz drei in der Gruppe. Schlusslicht Deutschland ist Absteiger in die zweitklassige B-Liga. Doch die UEFA hilft. Der Wettbewerb wird modifiziert. Die Liga A wird auf 16 Teams aufgestockt und die DFB-Elf darf bei den Besten bleiben.
Konsequenzen gibt es dennoch. Löw hat eingesehen, dass ein reines Weiter so nicht funktioniert. Vor den nächsten Länderspielen im März 2019 erklärt er den Verzicht auf die Rio-Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng.
Debakel in Sevilla 2020
Die zweite Nations-League-Auflage ist geprägt von der Corona-Pandemie. Geisterspiele. Durchhalte-Modus und wenig Fußball-Freude. Die Nationalelf hat sich aber zumindest wieder konsolidiert. Nach zwei Siegen gegen die Ukraine, zwei Remis gegen die Schweiz und einem Unentschieden gegen Spanien geht es als ungeschlagener Spitzenreiter nach Sevilla. Ein Punkt gegen die Spanier hätte zum Einzug ins Finalturnier gereicht.
Doch es setzt sechs spanische Tor-Ohrfeigen. 0:6! Manuel Neuer rudert immer wieder hilflos mit den Armen. DFB-Manager Oliver Bierhoff verfolgt das Geschehen konsterniert auf der Tribüne. So hat sich die Nationalmannschaft nie vorführen lassen. Die höchste Niederlage der Ära Löw ist der letzte Mosaikstein für ihr Ende. Der Weltmeister-Trainer hat abgetakelt. Noch gibt es Durchhalteparolen über die Jahreswende. Doch im Frühjahr 2021 erklärt Löw seinen Rücktritt für die Zeit nach der EM im folgenden Sommer.
Ungarische Lektion 2022
Hansi Flick hat als Löw-Nachfolger mit acht Siegen einen Startrekord als Bundestrainer hingelegt. Die Qualifikation für die WM in Katar lief reibungslos. Doch im Turnierjahr kommt die DFB-Elf ins Stocken. Vier Remis in Serie unter anderem gegen die Niederlande und England sind okay, aber nicht gut. Übertüncht wird alles von einem 5:2-Sieg gegen ein desolates Italien.
In der Nations League ist vor den letzten beiden Gruppenspielen noch alles drin. Platz eins kann aus eigener Kraft erreicht werden. Ungarn muss dafür besiegt werden. Doch es folgt ein Schauerspiel in Leipzig: 0:1. Keine Energie. Keine Spielidee. Mit einfachen Mitteln gewinnen die Ungarn. Platz eins ist futsch. Nach dem folgenden wilden 3:3 bei Absteiger England wachsen Zweifel an der Titeltauglichkeit für Katar. Zwei Monate später ist unter Flick der nächste Gruppen-K.o. bei einer WM besiegelt.
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