Jessica Pegula ist keine gewöhnliche Tennisspielerin: Ihre Familie besitzt ein milliardenschweres Sport-Imperium, zu den US Open fährt sie mal mit der U-Bahn. Nun fordert sie im Finale die Favoritin.
Jessica Pegula ließ den Blick über ihre Liebsten auf der Tribüne schweifen und kämpfte mit den Tränen. Durch ihren emotionalen Comeback-Sieg erfüllte sich die amerikanische Tennisspielerin mit der ungewöhnlichen Lebensgeschichte den „Kindheitstraum“ vom Finaleinzug bei den US Open.
„Der Titel würde mir die Welt bedeuten“, schwärmte die 30-Jährige nach dem 1:6, 6:4, 6:2 gegen die Tschechin Karolina Muchova im Halbfinale und sagte an ihre Familie gerichtet. „Ich bin so froh, dass ich diesen Moment mit ihnen teilen kann.“
Auf den Sitzen im Arthur Ashe Stadium von New York fieberten Ehemann, Bruder und Schwester in ihrer Box und auch Vater Terrence aus einer Loge mit. Der 73-Jährige hat sein Milliarden-Vermögen mit Öl und Gas gemacht, gehört nach Angaben des „Forbes“-Magazins zu den 400 reichsten Menschen der Welt und besitzt mit Ehefrau Kim ein Sportimperium mit dem NFL-Team Buffalo Bills und dem NHL-Team Buffalo Sabres.
Pegula: „Es war so peinlich“
Pegulas Anhang musste auf dem Weg ins Finale gegen die Belarussin Aryna Sabalenka, die im ersten Halbfinale die Amerikanerin Emma Navarro mit 6:3, 7:6 (7:2) bezwang, aber lange zittern. Bei eigenem Aufschlag lag die Weltranglistensechste bereits 1:6, 0:2 und 30:40 zurück, kämpfte sich jedoch bravourös in das nun hochklassige Spiel zurück und bog die Partie um.
„Sie hat mich wie eine Anfängerin aussehen lassen. Ich wollte in Tränen ausbrechen. Es war so peinlich, weil sie mich zerstörte“, sagte Pegula über den Beginn der Partie. „Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, dieses Spiel zu drehen.“
Durch diese Energieleistung dürfen die US-Fans auf den zweiten Titelgewinn bei den Damen in Serie nach Coco Gauff im Vorjahr hoffen. Für die aus Buffalo im Bundesstaat New York stammende Pegula ist es das erste Grand-Slam-Finale überhaupt, nachdem sie zuvor sechsmal bei den vier großen Turnieren im Viertelfinale gescheitert war.
Kampf gegen die Skepsis der Öffentlichkeit
Auch deshalb musste Pegula in ihrer Karriere angesichts des Reichtums ihrer Familie immer wieder gegen die Skepsis der Öffentlichkeit ankämpfen. Als die britische „Times“ 2023 nach dem Wimbledon-Aus in der Runde der besten Acht schrieb, dass Pegula eine Dynamik brauche, die ihr ihre Milliarden nicht kaufen könnten, schlug sie zurück, dass sie auf jeden Fall diesen Artikel nicht kaufen werde. Ihren Beitrag versah sie in den sozialen Medien mit einem Mülleimer-Emoji.
Pegula erfüllt nicht die klassischen Klischees. In den Tagen der US Open zeigte sie via Instagram ein Video, wie sie in der U-Bahn zur Anlage im Stadtteil Queens fährt. Was sie am meisten aufregt? „Dass Menschen denken, ich hätte einen Butler, ich würde herumchauffiert werden, ich hätte eine private Limousine“, sagte sie während des Turniers. „So bin ich definitiv nicht.“
Sabalenka will Final-Erfahrung abschütteln - und verspricht Drinks
Die Fans in New York lieben sie so oder so. Ein Faktor, den auch ihre Finalgegnerin in die Vorbereitung einbezieht. Im Vorjahresfinale verspielte Sabalenka gegen den Publikumsliebling Gauff nach gewonnenem ersten Satz noch ihren ersten US-Open-Titel - auch weil das Publikum sie entnervte. Und nun wackelte sie nach stabilem Start in der Endphase auch gegen Navarro, die frenetisch angefeuert wurde.
„Vergangenes Jahr war es eine sehr harte Erfahrung, eine sehr harte Lektion. Ich habe mir heute gesagt: "Nein, nein, nein, Aryna"“, berichtete die Belarussin nach ihrem Match. „Das wird nicht wieder passieren. Du musst deine Emotionen kontrollieren.“
Und so setzte Sabalenka ihre Charmeoffensive dieser Tage auch nach dem Finaleinzug fort. „Jetzt jubelt ihr für mich, das ist etwas spät“, sagte sie scherzhaft nach dem Sieg zu den johlenden Fans. „Auch wenn ihr sie angefeuert habt, hatte ich Gänsehaut, es war eine unglaubliche Atmosphäre.“ Zum Abschluss versuchte sie das Publikum dann mit einem Lock-Angebot auf ihre Seite zu ziehen und verkündete über das Stadionmikrofon: „Margaritas für alle“.
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