Der Trainer der Löwen ganz früh unter Druck, die Fans rufen schon nach Torwart Marco Hiller: Beim TSV 1860 München ist der Saisonstart kräftig schief gegangen.
In der vergangenen Woche haben die Münchner Löwen gleich zwei historische Marken aufgestellt. Das 18:0 im Toto-Pokal gegen den Kreisklassisten SSV Kasendorf, der höchste Pflichtspielsieg der Vereinsgeschichte, wirkt zwar in seiner geschichtlichen Dimension bedeutender. Weitaus entscheidender für die zukünftige Entwicklung des Traditionsvereins ist aber die 1:3-Niederlage gegen Drittliga-Aufsteiger VfB Stuttgart II und damit der schlechteste Saisonstart seit der Rückkehr in den Profifußball 2018. Die nun anstehende zweiwöchige Liga-Pause, so viel steht fest, dürfte diskussionsreich und ungemütlich werden.
Nach nur zwei Spieltagen im Abstiegskampf
Ein weiterer (hoher) Sieg beim FC Thalhofen, in der nächsten Pokalrunde am Donnerstag (17 Uhr), würde die Stimmung in Giesing jedenfalls nicht erheblich bessern. Nach nur zwei Spieltagen stecken die Löwen schon im Abstiegskampf der 3. Liga, worauf nicht nur der vorletzte Tabellenplatz. sondern vor allem die beiden bisherigen Auftritte schließen lasse: das 0:1 gegen den 1. FC Saarbrücken und das 1:3 gegen die U23 von Vizemeister Stuttgart. „Alles, was schiefgehen konnte, ging schief“, sagt Trainer Argirios Giannikis zur Pleite beim VfB-Nachwuchs und kommt zum Fazit: „Das ist in Summe ein bitterer Start für uns.“
Jeder Fehlpass, jedes Gegentor hat vereinspolitische Dimension
Null Punkte aus zwei Spielen wären nun bei einer „normalen“ Fußballmannschaft, noch dazu bei einer, die einen riesigen Kaderumbruch managen muss, noch kein allzu großes Problem. Bei einer Mannschaft, bei der nach jedem Fehlpass, nach jedem Gegentor und erst recht nach jeder Niederlage eine vereinspolitische Dimension aufgeht, dagegen umso mehr. Trainer Giannikis steht schon jetzt unter riesigem Druck. Noch mehr, weil er als Wunschtrainer des von der e.V.-Seite eingesetzten Geschäftsführers Christian Werner eben kein handverlesener Coach der Investorenseite von Hasan Ismaik ist. In der vergangenen Saison hatte dieses Spiel mit umgekehrten Voraussetzungen bereits mit Maurizio Jacobacci stattgefunden, den die Ismaik-Seite ausgesucht hatte. Giannikis’ Vorgänger war nach knapp einer Saisonhälfte entlassen worden.
„Hiller, Hiller“-Rufe aus der Kurve
Und da sich Politik bei den Löwen ja traditionell in die Kurve überträgt, hat der Trainer ein weiteres Problem: Nach dem kuriosen Stuttgarter Tor zum 3:0 von Dominik Nothnagel, als der mit einer Mischung aus Befreiungsschlag und Torschuss über den weit vor seinem Kasten stehenden Keeper-Neuzugang René Vollath hinweg traf, sind die „Hiller, Hiller“-Rufe für den abgesetzten Stammtorwart bei Giannikis angekommen. „Natürlich ist Marco Hiller ein Sechzger-Junge, bei den Fans sehr beliebt“, weiß er, betont aber reflexhaft: „Wir haben zwei sehr starke Torhüter.“ Am Ex-Hachinger Vollath, das ist sicherlich richtig, lag es nicht, dass die Löwen beim VfB II untergingen.
Coach Giannikis hat immer weniger Zeit
Wohl eher daran, dass das von Giannikis eingeführte 4-2-2-2-System, von dem ausgehend er es den Stuttgartern nach eigener Aussage zunächst „im 5-3-2 schwer machen wollte“, noch nicht praxisreif ausgefüllt wird. „Bis alles ineinandergreift“, beteuert der Trainer immer wieder, werde es noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die mit jedem schlechten Ergebnis schneller verrinnt. Lediglich die Druckphase nach der Halbzeit, in der es die Löwen verpassten, den Ausgleich zu erzielen, und der Schwung nach Fabian Schuberts 1:3-Anschlusstreffer (83.) liefen nach den eigenen Vorstellungen. Auch Giannikis’ Wechsel, wie etwa den Fünffachtorschützen aus dem Pokalspiel in Kasendorf, Raphael Ott, in die Startelf zu bringen, verpufften.
Am Donnerstag gegen Thalhofen im Ostallgäu
„Wir werden nun versuchen, die nächsten zwei Wochen zu nutzen: um aus der Situation herauszukommen und Punkte zu erzielen“, verspricht der Trainer. Bis Viktoria Köln am 25. August ins Grünwalder Stadion kommt, müssen die Löwen eine andere historische Marke vermeiden: ein Toto-Pokal-Aus beim Allgäuer Bezirksligisten aus Thalhofen.
mgb
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