Die Vorbereitung ist vorbei: Nun sind auch die Bundesligisten gefordert. Schafft Doublesieger Leverkusen wieder Großes oder schlagen die Bayern zurück? Kann Stuttgart erneut überraschen? Und wie stehen die Chancen von Liga-Neuling Holstein Kiel auf den Klassenerhalt? So ist die Lage vor dem Start.
Bayer Leverkusen
Trainer: Xabi Alonso (43, seit Oktober 2022). Der Spanier widerstand den Lockrufen diverser Weltklubs und führt seine erfolgreiche Arbeit beim Doublesieger fort.
Kader: Außer Rechtsverteidiger Josip Stanisic (nach Leihe zurück zum FC Bayern) konnte Leverkusen alle Meisterhelden um Granit Xhaka und Florian Wirtz halten. Ein Abgang von Innenverteidiger Jonathan Tah steht noch im Raum. Neu kamen Martin Terrier (Rennes) für den Angriff, Aleix Garcia (Girona) fürs Mittelfeld und Jeanuel Belocian (Rennes) für die Defensive.
Prognose: Die Vorbereitung war mühsam, die Erwartungen sind gestiegen. Im Supercup zeigte die Werkself aber wieder ihr Sieger-Gesicht. Warum nicht auch in der Liga?
VfB Stuttgart
Trainer: Sebastian Hoeneß (42, seit April 2023). Machte aus dem Releganten VfB Stuttgart innerhalb nur eines Jahres den Vizemeister.
Kader: Der befürchtete Total-Ausverkauf blieb aus, der Aderlass ist dennoch groß. Die Abgänge von Hiroki Ito (FC Bayern), Kapitän Waldemar Anton und Serhou Guirassy (beide Dortmund) schmerzen. Immerhin konnten Chris Führich gehalten und Publikumsliebling Deniz Undav von Brighton & Hove gekauft werden (bis zu 30 Millionen Euro). Spannend wird zu sehen sein, wie Ex-Augsburger Ermedin Demirovic im Angriff mit Undav harmoniert.
Prognose: „Nach all der Scheiße, geht’s auf die Reise, Stuttgart international“, skandierten die Fans. Der VfB hat sich die Champions League verdient, doch die Mehrfachbelastung birgt Gefahren. Die starke Leistung im Supercup lässt allerdings vermuten: Für Stuttgart geht es auch 2025/26 nach Europa.
FC Bayern München
Trainer: Vincent Kompany (38, neu). War den Münchnern – obwohl sicher nicht die Wunschlösung – über zehn Millionen Ablöse an England-Klub FC Burnley wert.
Kader: Wochenlang kauften die Bayern nur (meist sehr teuer) ein, holten Abräumer João Palhinha (Fulham/50 Millionen Euro), Flügelflitzer Michael Olise (Crystal Palace/60 Millionen ) und Defensiv-Allrounder Hiroki Ito (Stuttgart/23,5 Millionen). Der Doppelabgang von Matthijs de Ligt und Noussair Mazraoui zu Manchester United brachte 60 Millionen Euro. Weitere teure Stars wie zum Beispiel Leon Goretzka und Kingsley Coman sollen gehen – und kommt Leverkusens Jonathan Tah vielleicht doch noch?
Prognose: Besonders ausgewogen wirkt der Kader noch nicht, Dennoch sollten die Münchner den Titelkampf spannender gestalten könnten als 2023/24.
RB Leipzig
Trainer: Marco Rose (47, seit September 2022). Der Leipziger sah RB nach dem 1:1 im letzten Test gegen PSG noch nicht bei 100 Prozent, die Pokalaufgabe in Essen wurde gelöst.
Kader: Europameister Dani Olmo zog es zurück zu seinem Ausbildungsklub FC Barcelona, einen Teil der 55 Millionen Euro Ablöse investierte der Klub in Offensivtalent Antonio Nusa (Brügge). Keeper Maarten Vandevoordt (Genk) soll Druck auf Peter Gulacsi machen. Der umworbene Stürmer Xavi Simons bleibt doch für ein weiteres Jahr.
Prognose: Die Qualifikation für die Champions League ist ein realistisches Ziel.
Borussia Dortmund
Trainer: Nuri Sahin (35, neu). Folgt auf den überraschend zurückgetretenen Edin Terzic. Erste Schritte als Chef machte Sahin bereits in der Türkei bei Antalyaspor (von Oktober 2021 bis Ende 2023).
Kader: Der BVB holte Top-Stürmer Serhou Guirassy vom VfB Stuttgart. Ansonsten griffen sich die Dortmunder einige deutsche EM-Fahrer: Neu mit dabei sind der ehemalige Ingolstädter Stratege Pascal Groß (Brighton), Waldemar Anton (Stuttgart) und Maximilian Beier (Hoffenheim). Youngster Beier wurde mit den zirka 30 Millionen Euro finanziert, die Niclas Füllkrugs Transfer zu West Ham einbrachte.
Prognose: Dortmund landet unter den besten drei Teams, aber nicht ganz oben.
Eintracht Frankfurt
Trainer: Dino Toppmöller (43, seit Juli 2023). Der Ex-Co-Trainer von Julian Nagelsmann hat ein schwieriges erstes Jahr gut gemeistert.
Kader: Can Uzun darf nach seiner persönlichen „Aufstiegssaison“ beim 1. FC Nürnberg nun für die Eintracht zaubern. Die Führungsqualitäten von Sebastian Rode und Makoto Hasebe (beide Karriereende) sollen auf mehrere Schultern verteilt werden. Defensiv wird Arthur Theate (Stade Rennes) helfen. Für die Tore dürfte wie im DFB-Pokal Hugo Ekitiké sorgen, der nach Leihende im Sommer für rund 16 Millionen Euro fest von Paris Saint-Germain verpflichtet wurde.
Prognose: Für die Europa-League-Qualifikation könnte es erneut reichen.
TSG Hoffenheim
Trainer: Pellegrino Matarazzo (46, seit Februar 2023). Der Italo-Amerikaner gab ein TSG-Treuebekenntnis ab, nachdem er als US-Nationalcoach gehandelt worden war.
Kader: Maximilian Beier verließ den Europa-League-Teilnehmer, der einen heißen Sommer mit personellen Veränderungen in der Führungsebene hinter sich hat, in Richtung BVB. Als Ersatz kam Adam Hlozek aus Leverkusen. Eine Lücke in der Defensive sollte Armel Bella-Kotchap (Southampton) schließen, doch der bestand wohl die medizinische Untersuchung nicht. Für die linke Seite kam Alexander Prass (Sturm Graz). Ihlas Bebou fällt länger aus.
Prognose: Die TSG landet im Niemandsland der Tabelle.
1. FC Heidenheim
Trainer: Frank Schmidt (50, seit September 2007). Dienstältester Coach im deutschen Profi-Fußball.
Kader: Der Star war und ist die Mannschaft. Nichtsdestotrotz verlieren Schmidt und Co. durch die Wechsel von Torjäger Tim Kleindienst (Gladbach) und Jan-Niklas Beste (Benfica Lissabon) viel Qualität. Bayern-Leihgabe Paul Wanner soll sich entwickeln, Leonardo Scienza (SSV Ulm), Sirlord Conteh (SC Paderborn) und Mathias Honsak (SV Darmstadt) im Angriff wirbeln.
Prognose: Für den Klassenerhalt reicht es für Heidenheim wieder locker – für Europa nicht.
SV Werder Bremen
Trainer: Ole Werner (36, seit November 2021). Geht mit 36 Jahren schon in seine dritte Bundesliga-Saison als Trainer. Wer kann das sonst schon von sich behaupten?
Kader: Werder holte für den Sturm Marco Grüll (Rapid Wien) und Pokal-Dreierpacker Keke Topp (Schalke 04). Nennenswerte Abgänge gab es bislang kaum – ein ruhiger Sommer.
Prognose: Die Werderaner sind eingespielt. Ein Vorteil im Rennen um Platz sieben?
SC Freiburg
Trainer: Julian Schuster (39, neu). Der Ex-SC-Kapitän wagt sich in die riesigen Fußstapfen von Trainer-Ikone Christian Streich, dessen Assistent er jahrelang war. Eine typische Freiburger Lösung.
Kader: Der schnelle Angreifer Eren Dinkci (Heidenheim) sollte zur von Schuster gewünschten offensiveren Spielweise passen. Dazu kam Patrick Osterhage (Bochum) für das Mittelfeld, ansonsten herrscht in Freiburg Konstanz.
Prognose: Bleiben die Breisgauer im Gegensatz zur Vorsaison von größeren Verletzungen verschont, ist ein einstelliger Tabellenplatz drin.
FC Augsburg
Trainer: Jess Thorup (54, seit Oktober 2023). Der Däne muss einen großen Umbruch moderieren, in der Vorbereitung holperte es.
Kader: Top-Torschütze und Kapitän Ermedin Demirovic (Stuttgart) war nicht zu halten, auch Ruben Vargas würde gerne wechseln. Nediljko Labrovic (Rijeka) dürfte zunächst im Tor stehen. Mit Marius Wolf (Dortmund), Keven Schlotterbeck (Freiburg), Dimitrios Giannoulis (Norwich) und Kristijan Jakic (Frankfurt) drängen weitere Neue ins Team.
Prognose: Von einer positiven Überraschung bis zum Abstiegskampf scheint für den FCA alles möglich.
VfL Wolfsburg
Trainer: Ralph Hasenhüttl (57, seit März 2024). Tendierte schon zum Aufhören, ehe er im Frühjahr den Rufen aus Niedersachsen folgte.
Kader: Prominentester Abgang ist der langjährige Keeper Koen Casteels (zu Al Qadsiah/Saudi-Arabien). Ausgerechnet Top-Neuzugang Mohamed Amoura (Sturm), der für 17 Millionen von Royale Union Saint-Gilloise zum VfL kam, hat sich im Trainingslager eine Innenband-Verletzung zugezogen und verpasst den Saisonstart. Mit dem 18-jährigen Mittelfeld-Talent Bence (von Hertha BSC) hat es einer der Sprösslinge von Pal Dardai in die Bundesliga geschafft.
Prognose: Rumpelt die teure Mannschaft so weiter wie im Pokal bei Fünftligist Koblenz (1:0), könnte es auch für Hasenhüttl schnell eng werden. Mit diesen finanziellen Chancen kann das Ziel nur Europa lauten.
1. FSV Mainz 05
Trainer: Bo Henriksen (49, seit Februar 2024). Der emotionale Däne riss die Mainzer mit und führte sie zum kaum mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt.
Kader: Kaishu Sano (Kashima Antlers) könnte der Nachfolger Leandro Barreiros (zu Benfica Lissabon) werden, vorne soll der Ex-Fürther Armindo Sieb wirbeln. Brajan Gruda wechselte für rund 30 Millionen Euro nach Brighton, was die Chance auf weitere Verstärkungen bietet.
Prognose: Mainz kämpft wie fast immer gegen den Abstieg – und wieder erfolgreich.
Borussia Mönchengladbach
Trainer: Gerardo Seoane (45, seit Juli 2023). „Wir sitzen alle auf einem Stuhl mit rotem Knopf“, sagte der nicht unumstrittene Schweizer dem „Kicker“ über den Trainerberuf.
Kader: In der ordentlichen Vorbereitung deutete Tim Kleindienst an, weshalb ihn Gladbach für sieben Millionen Euro aus Heidenheim holte: Der Torjäger traf nicht nur, sondern ging auch als Kämpfer voran. Kevin Stöger (Bochum) soll seine Kreativität einbringen, in der Zentrale darf DFB-Perspektivspieler Rocco Reitz weiter reifen. Manu Koné dürfte Gladbach noch verlassen.
Prognose: Die „Fohlen“ haben wieder mehr Qualität im Kader.
1. FC Union Berlin
Trainer: Bo Svensson (44, neu). Der Ex-Mainzer soll Union nach turbulenter Saison inklusive Fast-Abstieg und zweier Trainerrauswürfe (Urs Fischer und Nenad Bjelica) stabilisieren.
Kader: Linksverteidiger Robin Gosens wird immer wieder mit anderen Klubs in Verbindung gebracht, als möglichen Ersatz holten die Köpenicker Tom Rothe (Dortmund). Für vorne kam Laszlo Benes (HSV).
Prognose: Nach aufregenden Jahren kehrt bei Union wieder Langeweile ein.
VfL Bochum
Trainer: Peter Zeidler (62, neu). Kündigte für den Job in der Bundesliga seinen Vertag beim FC St. Gallen.
Kader: Der Klassenerhalt wurde in einer dramatischen Relegation gegen Düsseldorf noch geschafft, der Umbruch blieb dennoch nicht aus. Prominenteste Abgänge: der von Freiburg ausgeliehene Abwehrspieler Keven Schlotterbeck (zum FC Augsburg), Regisseur Kevin Stöger (Gladbach) und Stürmer Takuma Asano (RCD Mallorca). Der langjährige Keeper Manuel Riemann wurde – schon vor der Regelation gegen Düsseldorf – aussortiert, für ihn kam Ex-Kölner Timo Horn. Mittelfeldspieler Niklas Jahn (ehemals beim Club) könnte überraschen; namhafte Neuzugänge gibt es nicht.
Prognose: Das Pokal-Aus beim SSV Jahn Regensburg verheißt nichts Gutes: Für Bochum wird es traditionell sehr eng.
FC St. Pauli
Trainer: Alexander Blessin (51, neu). Aufstiegstrainer Fabian Hürzeler zog es nach Brighton, nun darf sich Blessin – zuletzt bei Saint-Gilloise – in der Bundesliga beweisen.
Kader: Der Abgang von Offensivmann Marcel Hartel (St. Louis) schmerzt den Zweitliga-Meister, der dafür Morgan Guilavogui von RC Lens auslieh. Das Gerüst bilden die Stützen der Aufstiegsmannschaft um Kapitän Jackson Irvine.
Prognose: Der wacklige Pokalerfolg im Nachsitzen gegen Viertligist Halle zeigte: Der Klassenerhalt wäre ein großer Erfolg.
Holstein Kiel
Trainer: Marcel Rapp (45, seit Oktober 2021). Formte aus Kiel den ersten Bundesligisten Schleswig-Holsteins.
Kader: Die Frage ist, wer Aufstiegs-Kapitän Philipp Sander (Mittelfeld, nach Gladbach) ersetzen soll. Sein Nachfolger als Spielführer, Lewis Holtby, hat 200 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel. Dem Rest des Kaders fehlt diese Erfahrung aber fast gänzlich. Zudem stimmte die Form mit Testspielniederlagen in Serie lange nicht. Im Pokal kam Kiel bei Drittligist Aachen nur mit größter Mühe weiter.
Prognose: Der Klassenerhalt wäre eine Sensation.
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