Werksschließung im Februar
Gespräche über Sozialplan für Audi in Brüssel enden ohne Einigung

12.12.2024 | Stand 18.12.2024, 12:00 Uhr |

Aller Protest half nichts: Ende Februar stoppt der Ingolstädter Autobauer die Produktion in seinem Werk in Brüssel. Der Schließung gingen etliche Protestaktionen voraus. − Foto: Dabkowski, dpa

Keine Lösung für die Beschäftigten des Audi-Werks in Brüssel: Die Gespräche zwischen den Verhandlungspartnern über einen Sozialplan endeten ohne Ergebnis. Das teilte eine Audi-Sprecherin in der Nacht zum Donnerstag mit.

  

Lesen Sie auch: Audi-Werk Brüssel: Schließung nicht mehr abzuwenden

Der Aufsichtsrat von Audi Brussels hat nun am Donnerstagnachmittag beschlossen, den im Juli gestarteten Informations- und Konsultationsprozess im Einklang mit dem belgischen Recht zu beenden, hieß es weiter. Mit dem Abschluss dieses Prozesses steht fest, dass die Automobilproduktion am Standort zum 28. Februar 2025 eingestellt und das Werk geschlossen wird.

„Entscheidung, das Werk zu schließen, ist schmerzhaft“

„Die Entscheidung, das Werk in Brüssel zu schließen, ist schmerzhaft. Für mich persönlich war es die schwerste in meinem bisherigen Berufsleben“, sagte Audi-Produktionsvorstand Gerd Walker einer Mitteilung zufolge. „In den vergangenen Monaten haben wir alle denkbaren Alternativen für den Standort Brüssel untersucht und uns dazu intensiv mit den Sozialpartnern ausgetauscht. Leider haben wir weder ein geeignetes neues Fahrzeugprojekt im Konzern finden können noch alternative Verwendungsmöglichkeiten, die wirtschaftlich tragfähig sind. Es gibt auch keinen externen Investor mit einem nachhaltigen Konzept, der das Werk übernimmt.“

Lesen Sie auch: Randale bei Audi Brüssel: Demonstranten sprengen Verhandlung

Anfang Juli dieses Jahres teilte der Vorstand von Audi Brussels dem Unternehmensrat mit, eine Umstrukturierung des Standorts vorzunehmen. Damit startete der nach belgischen Gesetzen vorgeschriebene Informations- und Konsultationsprozess. Das Ziel dabei war es, Lösungen für den Standort mit den etwa 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu finden. An dem Prozess beteiligt waren die Werkleitung sowie die zuständigen Sozialpartner.

Nachdem kein Investor für die Fabrik im Brüsseler Stadtteil Forest gefunden werden konnte, ging es zuletzt darum, einen für beide Seiten zufriedenstellenden Sozialplan zwischen Betriebsrat und Arbeitgeberseite zu finden.

„Schritt bedauern wir sehr“



Die finale Verhandlung für diesen Sozialplan begannen am Dienstag und endeten in der Nacht zu Donnerstag. „Die Geschäftsleitung von Audi Brussels und die Sozialpartner konnten sich leider nicht auf einen gemeinsamen Sozialplan für die Beschäftigten am Standort Brüssel einigen. Die Sozialpartner haben ein sechstes, nochmals verbessertes Angebot der Geschäftsleitung abgelehnt“, teilte Audi in der Nacht mit.

„Diesen Schritt bedauern wir sehr“, so eine Sprecherin auf Nachfrage unserer Zeitung. Audi stehe zu seiner sozialen Verantwortung für die Beschäftigten „und biete den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusätzlich zum gesetzlichen Kündigungsgeld eine eigene, freiwillige Unternehmensprämie an.

Die Höhe dieser Audi-Prämie hängt ab von der individuellen Betriebszugehörigkeit. „Insgesamt gibt Audi für die Abfindungen mehr als doppelt so viel aus wie gesetzlich gefordert“, betont das Unternehmen. Eine Audi-Sprecherin nennt ein Beispiel zur Veranschaulichung: Ein Beschäftigter mit 17 Jahren Betriebszugehörigkeit erhält dann je nach Funktion und Gehalt durchschnittlich zwischen 125 000 Euro und 190 000 Euro brutto (freiwillige Audi-Prämie kombiniert mit gesetzlichem Kündigungsgeld). Dieses Beispiel wurde gewählt, weil die durchschnittliche Betriebsangehörigkeit am Standort Brüssel bei 17,3 Betriebsjahren liegt. Diverse weitere Angebote zur Unterstützung bei der Jobsuche würden das Angebot abrunden.

Proteste im Rahmen des Prozesses

Der Informations- und Konsultationsprozess der vergangenen Monate war nicht immer reibungslos vonstatten gegangen. Unter anderem hatten Mitarbeiter aus Protest gegen die drohende Schließung rund 200 Neufahrzeug-Schlüssel an sich genommen. Andere errichteten vor dem Werk in der belgischen Hauptstadt Straßenblockaden und entzündeten Autoreifen in Form des bekannten Marken-Logos. Mitte November kam es dann bei den Verhandlungen über den Sozialplan zu Tumulten. Etwa 150 Personen, einige davon vermummt, verschafften sich gewaltsam Zugang zu den Verhandlungsräumen und hinderten Sitzungsteilnehmer daran, den Saal zu verlassen. Die Polizei musste die Proteste schließlich auflösen.

− DK



Artikel kommentieren