„Wall Street Journal“-Reporter
Spionagevorwurf: Russischer Geheimdienst nimmt US-Journalisten fest

30.03.2023 | Stand 30.03.2023, 16:38 Uhr

Russland, Moskau: Menschen gehen vor dem Erlöserturm im Kreml (M) über den Roten Platz. −Foto: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

Der russische Geheimdienst FSB hat laut Staatsmedien in Jekaterinburg im Ural einen Korrespondenten der renommierten US-Zeitung „Wall Street Journal“ wegen angeblicher Spionage festgenommen. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen.



Der 1991 geborene Reporter werde der „Spionage im Interesse der amerikanischen Regierung“ verdächtigt, teilte der FSB am Donnerstag laut Staatsagentur Tass mit. Gegen ihn sei ein Strafverfahren eingeleitet worden. Der Reporter habe im Auftrag der US-Seite Informationen über den militärisch-industriellen Komplex in Russland gesammelt, die ein Staatsgeheimnis darstellten. Das „Wall Street Journal“ hat bislang nicht darüber berichtet.

„Beim Versuch, geheime Informationen zu erhalten, wurde der Ausländer in Jekaterinburg festgenommen“, teilte der FSB demnach mit. Medien hatten zuvor berichtet, der Reporter sei verschwunden. Er hatte demnach versucht, eine Reportage über die Einstellung der Bevölkerung zu den Anwerbeversuchen der Privatarmee Wagner zu schreiben.

Am Nachmittag wurde bekannt, dass ein Gericht in Moskau Haftbefehl gegen den Journalisten wegen angeblicher Spionage erlassen hat. Das hat die Staatsagentur Tass gemeldet. Dem Journalisten drohen bei einer Verurteilung bist zu 20 Jahre Haft.

Journalist offiziell akkreditiert



US-Amerikaner werden immer wieder in Russland wegen Spionage verdächtigt. Das dürfte der erste Fall eines Journalisten sein, der offiziell beim russischen Außenministerium akkreditiert ist. Russland hatte zuletzt im Zuge des Ukraine-Kriegs die Gangart gegen westliche Journalisten verschärft. Die russische Opposition sprach von einer „Geiselnahme“.

„Putin ist bereit, jede Methode anzuwenden, um Druck auf den Westen auszuüben“, teilte das Team des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny mit. Kremlchef Wladimir Putin hatte in der Vergangenheit immer wieder inhaftierte russische Kriminelle in den USA durch einen Austausch mit in Moskau verurteilten Amerikanern freibekommen.

− dpa