Es fehlt der Wille
Kommentar zur Reaktivierung von Bahnlinien von Christian Fahn

09.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:32 Uhr

Symbolbild Foto: Pixabay

Die Reaktivierung stillgelegter Bahnlinien – das Thema ploppt seit der Bahnreform immer wieder auf. Die meisten Bundesländer haben das Modell bereits erfolgreich umgesetzt. Bayern aber tut sich damit schwer.

Der erste Grund: CSU- und FW-Politiker – sie verantworten die Kommunalpolitik in weiten Teilen des Freistaates – fremdeln mit der Bahn. Es gibt Hunderte von Kreis- und Gemeinderäten, die seit ihren Kindheitstagen keinen Zug mehr von innen gesehen haben. Viele von ihnen haben die marode Bundesbahn der 1980er Jahre vor Augen, wenn sie an den Zug denken.

Der zweite Grund sind die hohen Hürden, die der Freistaat für eine Reaktivierung von Bahnstrecken aufgestellt hat: 1000 Fahrgäste pro Strecke am Tag. Nur zum Nachdenken: Niemand würde auf die Idee kommen, Gemeindeverbindungsstraßen, auf denen pro Tag weniger als 100 Autos unterwegs sind, wegen ungenügender Nutzung zu Feldwegen zurückzubauen. Das bayerische Straßennetz wäre über Nacht ziemlich licht.

Wie die Straßen erfüllt auch die Bahn eine Grundversorgung – und mit der klappt es nur, wenn es Strecken und Züge gibt. Das Totschlagargument, das gerne gegen eine Reaktivierung bemüht wird, diesmal von Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU): Wenn leere Züge durch die Landschaft fahren, ist niemand geholfen. Das ist richtig, geht aber an der Wahrheit vorbei. Wenn moderne Züge im Stundentakt fahren, sind sie ganz schnell voll. Das zeigt sich an der Paartalbahn Augsburg-Ingolstadt, die in den 1980er Jahren in Teilen eine heiße Stilllegungskandidatin war. Heute sind die Züge voll.

DK